[Österreich] Wien: Freiheit für die PAZ Hernals 6!

Quelle: kam per Mail

DE// Am 14. September brannte das Abschiebegefängnis (PAZ) Hernals. Eine Zelle war in Brand gesetzt worden, im Widerstand gegen Gefangenschaft und bevorstehende Abschiebungen. Die Abschiebungen von sechs Personen wurden dadurch verhindert – stattdessen wurden sie in die Justizanstalt Wien Josefstadt überstellt. Staat und Medien präsentieren diese sechs Personen als Kriminelle, ganz im Sinne des rassistischen Abschiebesystems.

Jetzt, fast fünf Monate später, steht den Hernals 6 ein Gerichtsprozess bevor. Das Datum steht noch nicht fest, aber der Prozess wird vermutlich in den nächsten Wochen stattfinden.

Wir haben eine Solidaritäts-Kampagne gestartet, um etwas Geld für die Gefangenen zu sammeln, um sie zu besuchen und so mit ihnen in Kontakt zu bleiben, und um den Prozess solidarisch zu begleiten.

Unser Handeln gründet auf Solidarität gegen das Abschieberegime. Gleichzeitig wollen wir die sechs Leute, die vor Gericht stehen, nicht romantisieren. Klar, für uns ist das, was passiert ist, ein Akt des kollektiven politischen Widerstands. Aber die Repression, die dem Protest folgte, verursacht Isolation und Vereinzelung. Es ist zu erwarten, dass die Gerichtsakteur_innen darauf aus sind, den Protest zu depolitisieren. Die Angeklagten werden vielleicht in Reaktion darauf unterschiedliche und einander widersprechende Strategien wählen, um sich zu verteidigen. Für eine Solidaritätsgruppe stellt das eine schwierige Situation dar. Wir stehen zwischen unserer eigenen politischen Analyse von Widerstand, den unterschiedlichen und widersprüchlichen Selbstverständnissen der Gefangenen; wir stehen zwischen der Möglichkeit, ihre Strategien zu respektieren oder sie andernfalls zu bevormunden. Wir sagen das offen, weil wir an eine Solidarität glauben, die mit den Widersprüchlichkeiten und Schwierigkeiten von Kämpfen umgehen kann, die in den täglichen Leben von Menschen stattfinden. Wir hoffen, dass diese Art komplexer Solidarität langfristiger und tiefer ist als eine Solidarität, die von Heroisierung oder Romantisierung geprägt ist.

Menschen sind in Abschiebegefängnissen in ganz Europa isoliert, um ihren Willen zu brechen und sie zu zwingen, wieder zu gehen. Doch Menschen kämpfen die ganze Zeit gegen Abschiebungen. Hungerstreiks, Selbstverletzungen und Suizide geschehen jede Woche, auch in Österreich; sie sind die letzten Mittel des Widerstands, oft begleitet von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Trauma.

Die Hernals 6 haben zusammen gehandelt, aber die Verfolgung durch das Gesetz wird sie als Einzelne treffen. Im Gefängnis sind die Möglichkeiten, eine kollektive Antwort oder Strategie zu entwerfen, erschwert und werden auch immer wieder zerschlagen. Genau diese Spaltung ist das Ziel des Gesetzessystems, in dem wir leben. Aber nur vereint, sogar in Differenz, können wir das faschistische und nationalistische Narrativ unserer Gegenwart bekämpfen! Deshalb ist Solidarität unsere Waffe, deshalb sind wir hier.

https://freepazhernals6.noblogs.org/

 

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