Schreibwerkstatt

ABC-Schreibwerkstatt

Medienwerkstatt, EKH,
letzter Donnerstag im Monat, 18:00 – 20:00 Uhr

Seit Ende Jänner 2017 findet regelmäszig die ABC-Schreib- werkstatt statt. Wir finden es wichtig unseren Gefährt*innen Solidarität zu zeigen und sie wissen und spüren zu lassen, dass sie weder alleine noch vergessen sind.
Deshalb wollen wir zusammen an Gefangene schreiben und unsere Erfahrungen und unser Wissen austauschen.

Adressen, Papier, Postkarten usw. stellen wir zur Verfügung.

Für vegane Snacks und Getränke ist gesorgt.

Solidarität ist unsere Waffe!

 

 

Wie schreibe ich Gefangenen?

Das Schreiben von Briefen ist eine Waffe…

… gegen Vereinzelung, Vereinsamung, Stagnation, Resignation und Isolation.
… gegen die auf Zerstörung angelegte Natur des Knastsytems.
… gegen die Kontrolle des Lebens durch das Knastregime.

Für Inhaftierte zählt der Erhalt von Briefen zu den wenigen Lichtblicken im alltäglichen Grau des vor-sich-hin-lebens in der Anstalt. Hinter den Mauern mit Stacheldraht, Wachtürmen und bewaffneten Schließern gibt es kaum menschliche Nähe und Gefühle, sondern Unterordnung und der tägliche Kampf ums Überleben. Aber das Schreiben ist eine Möglichkeit diese Mauern der Passivität, Kälte und Isolation zu durchbrechen. Es schafft eine Abwechslung und gibt die Möglichkeit die eigenen Gedanken zu erweitern.

Die Gefangenen sollen gebrochen werden, indem ihnen jegliche Emotionen, Gefühle und menschliche Nähe vorenthalten werden. Der regelmäßige Kontakt mit ihnen, sei es durch Briefe, Telefonate oder Besuche, ist das einzige Mittel, die vom den Herrschenden befohlene und von den Knastwärtern praktizierte Kontrolle über das tägliche Leben zu durchbrechen.

Knäste sind nur die Spitze des Eisberges dieses repressiven Systems, welches von der Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen lebt und diese zu gleichförmigen, emotionslosen Wesen formieren will. Viele die sich dieser Logik nicht unterwerfen wollen, werden zu Opfern der Repression und Unterdrückung und landen als letztes Zwangsmittel im Knast.
In unserem Kampf gegen dieses System dürfen wir die Knäste und diejenigen, die welche darin vor sich dahinvegetieren nicht vergessen und sie nicht ihrem Schicksal überlassen.

Wie fange ich an zu schreiben?

Für viele ist es ungewöhnlich fremden Menschen zu schreiben und von ihren Erlebnissen zu erzählen. Sie wissen nicht, was sie schreiben sollen und denken, dass sie mit dem, was sie aufs Papier bringen, den Menschen auf der anderen Seite der Mauern deprimieren könnten oder es ihn/_/sie gar nicht interessiert. Um im sogenannten Sinne „das Eis zu brechen“ ist es besser den ersten Brief eher kurz zu halten und nur die nötigsten Sachen zu schreiben, damit der/_/die Empfänger_in nicht gleich überrumpelt wird.

Schreibe ein paar Worte über dich und zu deiner Motivation des Schreibens. Falls du es als notwendig erachtest, schreibe welcher Gruppe/Organisation du angehörst. Aber bedenke, dass die Briefe nicht nur von dir und dem/_/der Gefangenen gelesen werden. Achte darauf nichts zu schreiben was den/die Gefangene/n in Schwierigkeiten mit dem Knast bringen kann.

Jede Haftanstalt hat eigene Regelungen für den Briefverkehr, teilweise gibt es Begrenzungen für die Anzahl der Seiten und/oder Beilagen usw. Informiere dich, ob die Anzahl der Briefe/Postkarten, die Gefangene erhalten und schreiben können begrenzt ist und ob es erlaubt ist Briefmarken/Briefumschläge bei zulegen. Informationen über die jeweiligen Regelungen findest du meist auf der Website der Knäste, auch kann ein Anruf vor Ort weiterhelfen.

Bei Gefangenen in Untersuchungshaft werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Briefe/Postkarten von der Staatsanwaltschaft gelesen. In der Strafhaft ist dies nicht der Standart. Bei renitenten Inhaftierten ist dies hingegen aber eher die Regel als die Ausnahme, sowie das Verschwindenlassen von Briefen.

Nummeriere die einzelnen Seiten deines Briefes um vorzubeugen, dass einzelne Seiten „verloren“ gehen. Auch ist es sinnvoll die Briefe fortlaufend zu nummerieren und immer das aktuelle Datum reinzuschreiben. Dies hilft dabei zu erkennen, ob der Brief aufgehalten und die Auslieferung verzögert wurde. Liste außerdem alle Beilagen, wie Briefmarken, Broschüren, Zeitungsausschnitte o.ä. auf, denn auch solche Dinge verschwinden gerne mal.

Vergiss nicht auf den Briefumschlag deine Absendeadresse draufzuschreiben.

Briefe werden regelmäßig von den staatlichen Überwachungs- und Repressionsorganen aufgehalten, gelesen, verzögert oder gar „verlegt“. Eine Möglichkeit, mit der ein Verschwinden von Briefen bis zu einem Großteil unterbunden werden kann, ist der Versand per Einschreiben. Die Post notiert ob und wann sie den Brief der JVA übergeben hat. Somit ist im Fall des Falles nachprüfbar, auf welchem Wegabschnitt er „verschwand“. Aber eine hundertprozentige Sicherheit gibt es auch dafür nicht.

Als letztes wollen wir noch erwähnen, das es noch viele andere Möglichkeiten gibt, um Gefangenen gegenüber solidarisch zu sein und der Ablehnung von Knastanstalten Ausdruck zu verleihen.

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