Update zur Situation von Andreas Krebs in Neapel (Juni 2019)

Andreas geht es nach wie vor sehr schlecht. Seit einigen Tagen verschlechtert sich sein Gesundheitszustand zunehmend. Ihm wurde mittlerweile Nierenkrebs diagnostiziert und er leidet unter Wasseransammlungen im Körper, was auf Nierenversagen hindeutet. Einen Aufruf zur Unterstützung könnt ihr hier finden. Andreas war zwar vor einigen Tagen auf der Krankenstation, aber die Knastleitung macht immer noch keine Anstalten, ihn in ein Krankenhaus verlegen zu lassen. Sie argumentieren damit, dass er auf den Weg ins Krankenhaus von irgendjemanden befreit werden könnte. Das und seine verschärften Haftbedingungen hat ihm das Märchen des deutschen BKA über seine angeblichen RAF-Kontakte eingebrockt. Die italienischen Behörden schlachten dies nun auch bei jeder Gelegenheit aus.

Mittlerweile gibt es auch sehr konkrete Hinweise im Autopsiebericht, dass Massimo‘s Todesursache nicht von Andreas Messerstich herrührt, sondern aufgrund einer schlecht ausgeführten Lungendrainage im Krankenhaus. Dabei wurde dem Opfer ins Herz gestochen, was erst nach Tagen im Krankenhaus zum Tod geführt hat.

In der letzten Zeit erreichten uns wieder einige Briefe von Andreas aus dem Knast in Neapel. Hier nun eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.

1. Andreas Anwalt hat Berufung eingelegt. Bis zur nächsten Instanz kann es aber noch länger dauern. Andreas und sein Anwalt rechnen aber damit, dass die nächste Instanz frei spricht. Die Stimmung bei Andreas und seinem Anwalt ist diesbezüglich auf jeden Fall kämpferisch. Mittlerweile ist die Urteilsbegründung beim Anwalt angekommen. Dem von Andreas Anwalt engagierten Sachverständigen für die Videoauswertung wird nicht geglaubt, und das gesamte Urteil ist laut Anwalt eine einzige Farce. Der Anwalt rechnet damit, dass die nächste Instanz noch länger dauern wird als der erste Prozess.

2. Andreas wird mittlerweile von den anderen Gefangenen geachtet und auch die Schließer haben zum Teil großen Respekt vor ihm. Andreas: „Ich kämpfe wie ein Gorilla, trainiere fast täglich und die Beamten haben mittlerweile richtig Respekt. Es hat sich herumgesprochen, dass ich sehr viele Menschen hinter mir habe und sehr viel von mir veröffentlicht wird. Das alles gibt mir Kraft und alle Gefangenen haben großen Respekt davor.“

Mittlerweile ist Andreas wieder auf eine andere Station verlegt worden, in der er sich relativ frei bewegen kann, und in der die Gefangenen einen respektvolleren Umgang miteinander pflegen.

3. Andreas wartet noch immer auf den OP-Termin, und aus fadenscheinigen Gründen sagt man weder seinem Anwalt noch ihm, wann der Termin sein wird. Andreas hat täglich heftigste Schmerzen im ganzen Körper. Die unzureichende und falsche Medikation bringt schon lange nichts mehr.

4. Andreas berichtet in seinen Briefen immer wieder über die unerträglichen Zustände und die Willkür im Knast. Ein Beamter sagte zu ihm: „Hier kommandieren wir, und wir können einen auch zusammenschlagen oder umbringen!“ Fast jede Woche kommt es zu Suizidversuchen und Gewalt gegen die Häftlinge. Andreas: „Ist es denn normal, dass sich Leute hier täglich aufschlitzen, erhängen und die Beamten nichts machen?“ Andreas konfrontiert auch oft Beamte mit dieser Situation, und erfährt dann von ihnen, dass „sie vor allem Angst haben sich mit Krankheiten anzustecken“. Die Gefangenen bekommen auch auf Nachfrage keine Medikamente, erst nach Selbstmordversuchen gibt es Beruhigungsmittel.

5. Die Kommunikation aus dem Knast nach draußen gestaltet sich immer wieder schwierig. Nicht nur, dass Andreas Briefe mitunter 4 Wochen brauchen, um bei uns anzukommen. Vor kurzem war auch das Telefon kaputt und die Anstaltsleitung weigerte sich, dieses reparieren zu lassen.

Briefe von draußen zu ihm kommen aber ohne Zensur durch und es ist auch möglich, ihm Bastelsachen, Papier, Zeitungen, Zeitschriften oder ganze Bücher zu schicken.

6. Andreas setzt sich im Knast immer wieder für andere Gefangene ein. Er schreibt Anträge und Beschwerden und engagiert sich für andere nicht italienische Gefangene, die immer wieder rassistisch beleidigt und angegriffen werden.

Andreas lässt immer wieder alle Leute, die ihn kennen und unterstützen grüßen! Ihr könnt ihm unter folgender Adresse schreiben:

Andreas Krebs
Sez. 1 Stz. 6
Sez. Mediterraneo (CASA CIRCONDARIALE SECONDIGLIANO)
Via Roma Verso Scampia, 250,
Cap 80144 Napoli (NA)
Italy

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