[Italien] Updates zur Operation Scintilla in Turin – Briefe schreiben an Gefangene in Basel

Quelle: barrikade

Am 7. Februar 2019 wurde das seit 1995 besetzte Squat „Asilo occupato“ in Turin im Rahmen der „Operazione Scintilla“ geräumt. Gleichzeitig wurden sechs Anarchist*innen verhaftet. Nach einer siebten Person wird noch gefahndet.

Die Anklagen waren schwerwiegend: Bildung einer subversiven Vereinigung (wurde inzwischen fallengelassen), Anstiftung zu Verbrechen sowie der Besitz und die Herstellung und Beförderung von Sprengkörpern an einem öffentlichen Ort. Die Anklagen stehen im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen das italienische Migrationsregime. Das Asilo wurde geräumt, weil es vom Staat als „logistische und operative Basis“ dieser „subversiven, aufständischen Vereinigung“ betrachtet wird.

Von den ursprünglich sechs Gefangenen der „Operazione Scintilla“ wurden drei freigelassen (Niccolò, Giada und Larry), aber die restlichen drei – Silvia, Beppe und Antonio – sind immer noch in Haft und freuen sich über Briefe!
Insbesondere interessieren sie Analysen zum Kampf gegen das Migrationsregime in der Schweiz!

News zu Silvia:

Am 6. April 2019 wurden Silvia sowie auch die Gefangenen von Trento, Agnese und Anna, in die Sektion As2 des Knastes in L’Aquila (Hauptstadt der Abruzzen) verlegt. Ein Gefängnis, in dem fast die gesamte Gefängnisbevölkerung dem Artikel „41 bis“ ausgesetzt ist.
Agnese beschrieb die Bedingungen, denen sie dort ausgesetzt sind, als Grab.

Das „41 bis“ ist ein hartes Gefängnisregime, das eine Isolierung von 23 Stunden am Tag, die Reduzierung von Stunden an der frischen Luft sowie die Unmöglichkeit des Kochens in der Zelle vorsieht, wo der Eintritt von Licht durch das Vorhandensein von undurchsichtigen Plexiglasscheiben begrenzt ist, wo es nur eine Stunde Gespräch mit Familienmitgliedern gibt, welches zudem durch Glastrennwände und somit ohne die Möglichkeit eines Kontakts zu erfolgen hat.

Silvia, Agnese und Anna befinden sich in Einzelzellen. Ihr Tag beginnt um 7 Uhr morgens mit der Öffnung des Gucklochs, um 8 Uhr morgens passieren die Wachen, um an die Gitter der Fenster zu schlagen, um den Widerstand der Gefangenen zu testen…
Sie haben zwei Stunden Freigang am Morgen und zwei am Nachmittag [Angaben widersprüchlich]. Jede Bewegung in die Zelle hinein und aus der Zelle hinaus wird durch eine Kontrolle mit dem Metalldetektor erfasst, durchschnittlich 12 mal täglich werden die Gefährtinnen gescannt, zudem wird jeden Tag eine individuelle Durchsuchung durchgeführt. Sie haben nur eine Stunde täglich Kontakt mit anderen Gefangenen, und zwar in einem engen Raum. Ihre Zellen sind mit Fernseher und Bad ausgestattet, aber sie haben keinen Schrank zur Aufbewahrung von Kleidung, Essen, Büchern und Gegenständen. Sie haben einen Schrank ausserhalb der Zelle, in dem sie bis zu 7 Gegenstände jeder Art von Kleidung aufbewahren können. Wenn sie dort etwas wegnehmen oder hinlegen, wird alles überprüft und nachgezählt. Sie können nur drei Bücher in ihren Zellen aufbewahren. Ihre Radios wurden plombiert, in den Fernsehern in den Zellen wurde die Zeitangabe durch den TV-Monitor geschwärzt. Es ist praktisch unmöglich zu wissen, welche Uhr es ist.

In etwas mehr als einer Woche wurden die Gefährtinnen mit neun Disziplinarmassnahmen abgemahnt. Die Begründungen: Eine von ihnen lehnte einen Fuss an die Wand des Sozialraums, eine andere trug im Freigang einen Stift mit sich…

Das Gefängnis blockierte sofort die Post für alle drei Gefährtinnen, sowohl die eingehende als auch die ausgehende. Bis heute bleibt diese Blockade anscheinend nur für Silvia in Kraft.

Adressen:

Silvia Ruggeri
CASA CIRCONDARIALE
Via Amiternina 3
67100 L’Aquila (AQ)
Italia

Giuseppe De Salvatore
Casa Circondariale Ferrara
via Arginone 327
44122 Ferrara FE
Italia

Antonio Rizzo
Casa Circondariale Ferrara
via Arginone 327
44122 Ferrara FE
Italia

 

Mehr Informationen siehe

Macerie Blog
Barrikade-Artikel: Updates zur Repression in Turin und Trento

Warum Briefe schreiben?

Der Knast ist eine Realität, die uns alle betrifft, die jedoch durch die Isolation und Abschottung schnell vergessen gehen kann. Das gemeinsame Briefe schreiben soll

• ein Mittel der Solidarität mit den Gefangenen sein,
• einen Austausch zwischen den zwei Seiten der Mauer ermöglichen,
• uns dazu anregen, sich mehr mit dieser Thematik zu beschäftigen und kollektiv darüber zu sprechen,
• und schliesslich die Isolation, die die Knäste mit sich bringen, ein bisschen zu durchbrechen.

Wir sorgen für Papier, Schreibzeug und Briefmarken, stellen euch aktuelle Gefangenen-Listen (international) zur Verfügung und stehen euch beim Zeichnen, Dichten und Schreiben unterstützend zur Seite. Gerne kannst du auch deine eigenen Adressen von Gefangenen mitbringen.

Kein Friede den Feind*innen der Freiheit! Gemeinsam durchbrechen wir die Mauern!

Montag, 6. Mai 2019, ab 19:00 Uhr, am Anti-Rep Abend im Restaurant Hirscheneck, Basel
Kömmet alli! <3

Antirep-Basel

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