Am 14. Dezember 2018 erreichte uns ein weiterer Brief des Gefangenen Kalito, in dem er über die medizinische Versorgung in der JVA Tegel berichtet und bittet, dies zu veröffentlichen.
„Medizinische Versorgung in der JVA Tegel
Hier in der JVA gibt es feste Zeiten, in denen die Arztgeschäftsstelle der Häuser für ein paar Minuten am Tag besetzt sind. Doch dass die sogenannten Krankenpfleger keine Lust auf Arbeit mit uns haben zeigen zwei Beispiele.
1. An einem Abend hatten die Beamten und Krankenpfleger eine Menge zu tun, da mehrere Insassen durch den Konsum von Spice umgekippt sind. Ich schaffte es gerade noch, die Notrufanlage zu betätigen und zu sagen, dass ich kurz vom einem Epileptischen Anfall stehe, danach war ich weg. Ein Insasse sah, dass mein Haftraum 15 Minuten nach meinem Bescheid geben erst geöffnet wurde. Die Beamten sahen mich auf dem Boden zappeln und dass Speichel und Blut aus meinem Mund kam. Daraufhin riefen die Beamten die Krankenpfleger zu mir und meinten zu dem Krankenpfleger, dass ich höchstwahrscheinlich Spice geraucht haben soll. Fünf Minuten später waren die Krankenpfleger da. Sie untersuchten mich, was durch meinen Anfall schwierig war. Eine Beamtin klärte alles auf, dass ich eingetragener Epileptiker bin und schon mehrfach Anfälle hatte, erst nach insgesamt 40 Minuten überprüften sie meinen Sauerstoff, nachdem ich aufgehört hatte, zu krampfen. Mein Sauerstoff lag bei 41 %, worauf gleich ein Notarzt gerufen wurde, der fünf Minuten später da war. Sie zogen mich sofort aus meiner Zelle und belebten mich wieder, weil mein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Dann machten sie mich Transportfertig. Ich bekam auf dem Weg zum Krankenwagen noch einen Herzstillstand, worauf sie mich intubierten für den Weg ins Krankenhaus.
Nachdem ich wieder zu mir kam, meinte der Arzt im Krankenhaus, dass es Alles durch schnellere Behandlung hätte verhindert werden können, die Antwort der Krankenpfleger lautete „Wir dachten er verarscht uns“.
Das alles erzählte mir, als ich im Haus wieder zurück war, eine Beamtin.
2. Ich erlitt durch eine Schlägerei einen Rippenbruch und die Krankenpfleger gaben mir für die massiven Schmerzen Ibuprofen 400 mg, und als ich erwiderte, dass es mir nicht helfen würde, wurde ich einfach aus der Arztgeschäftsstelle rausgeworfen. Als ich am Abend zu einem Beamten mit vollster Anstrengung ging und meinte, dass ich kaum laufen kann oder Atmen, rief der Beamte die Krankenpfleger an und fragte ob sie sich mich mal anschauen und behandeln können. Der Krankenpfleger meinte es sei nicht nötig, da ich schon Medikamente gegen die Schmerzen erhalten habe. Und so wurde ich in meine Zelle geschickt. Da ich die Nacht kaum schlafen konnte, drohte ich am nächsten Tag dem Doktor mit dem Gericht und meinem Anwalt, erst darauf bekam ich stärkere Schmerzmedikamente.
Man weiß, dass die Krankenpfleger kein Interesse haben, uns zu behandeln, da wir nur Tiere für sie sind. Und auch egal, mit was für Beschwerden wir zum Doktor gehen, auf alles gibt es immer nur Ibuprofen 400 mg und sie sagen auch immer zu einem, man soll nicht alles auf einmal nehmen. Wir Insassen in Haft brauchen bessere medizinische Versorgungen und auch anständige Behandlungen.
Die medizinische Versorgung in der Haft ist einfach gegen die Menschenrechte.
Viele Grüße aus Tegel
Kalito“