Spanische Gefängnisse: Worte der anarchistischen Compañera Mónica Caballero

Spanisch auf Contrainfo

Aus dem Englischen auf waronsociety.noblogs.org übersetzt.

pol

Kommuniqué vom 11. Februar 2016

Folgend sind hier einige Worte der anarchistischen Compañera Mónica Caballero, im Kontext von Logik und Funktion der „Respekt-Abteilungen“ (m-R) in mehreren Gefängnissen des spanischen Staates. Mit dem Ziel der direkten Kontrolle der dort Inhaftierten und der vorgeschobenen Rechtfertigung, Konfrontationen zwischen Individuen in diesen Zwangsgemeinschaften zu unterbinden, sind diese Abteilungen im Wesentlichen dafür vorgesehen, ernsthafte Probleme zwischen den Gefangenen und der Institution zu vermeiden und damit jeden rebellischen Impuls oder Haltungen, die den aufgezwungenen Konsens in Frage stellen, zu unterbinden. Damit, dass sie an der Basis der Unterwerfung, den Gesetzen und Protokollen, die die Ordnung aufrecht erhalten, arbeiten, suchen sie nach der Beteiligung und Kollaboration der Inhaftierten. Zweifellos werden wir Ähnlichkeiten mit der Logik ‚draussen‘ finden können, da das Projekt Gefängnis einen zentralen Bestandteil des Systems in seiner Gesamtheit darstellt, wodurch es die selben Formen der bestehenden Herrschaft reproduziert.

Wir wollen auch daran erinnern, dass der Prozess von Mónica Caballero und Francisco Solar am 8., 9. und 10 März 2016 im Nationalgericht in Madrid stattfindet. So wie in all diesen Verfahren, die von langen Jahren der Untersuchungshaft geprägt sind, die mit Würde und Entschlossenheit und mit ungebrochener Überzeugung durchgestanden wurden, waren die Compañeras auch in diesem Fall alleine. All unseren Hass der Polizei und den RichterInnen und dem System, das sie verteidigen und all unsere revolutionäre Liebe im Kampf für unsere Compañeras, von denen viele vom Staat verfolgt werden und weggesperrt sind. Möge die Solidarität immer in unserer Verantwortung liegen. Freiheit für alle!

Reisst alle Mauern ein! Tod dem Staat! Lang lebe die Anarchie!

[Jetzt gerade sind die Compañeras in Villabona inhaftiert, werden aber bald nach Madrid in einen anderen Knast überstellt werden]

Barcelona, 10. Februar 2016.
WORTE VON MÓNICA CABALLERO

Die Methoden der Kontrolle sowohl drinnen als auch außerhalb der Gefängnisse werden immer subtiler und effektiver. Warum CCTV-Kameras installieren? Warum mehr Polizei und Wachpersonal beschäftigen? Wenn es viele gibt, die den Job auch umsonst machen. Mit großer Bürgerbeteiligung können sie so die herrschende Ordnung gewährleisten, sie sind damit überall; deine Nachbarin eine Tür weiter oder in der Zelle neben dir könnte möglicherweise die Informantin sein.

Innerhalb dieser Methoden der Kontrolle in den Gefängnissen haben die „Respekt-Abteilungen“ (m-R) als Versuch im Leon Knast angefangen und dann wurde das Modell in den Großteil der spanischen Knäste exportiert.

Diese Abteilungen basieren auf der Beteiligung der Gefangenen selbst, in der Verwaltung und Instandhaltung des Ortes als auch der Aktivitäten, etc., dadurch soll ein Gefühl der Vertrautheit und Zugehörigkeit zu dieser Örtlichkeit geschaffen werden. Die Zielsetzung ist, dass im Idealfall die Gefangenen selbst Formen restriktiver Dynamiken für sich und alle andern einführen, ebenso wie Belohnungen für gute Führung. Die Wachen agieren nur in Ausnahme- oder Extremfällen.

Der ehemalige Direktor des I.I.P.P. Mercedes Gallizo nahm wie folgend Bezug auf diese Art von Abteilungen: “Die bloße Tatsache eine geordnete Koexistenz ermöglicht zu bekommen und das mit einfachen akzeptablen Normen für alle, stellt für viele Menschen eine transzendentale Veränderung dar. Es hilft ihnen ihre Angst vor dem Gefängnis und ihren Mitgefangenen zu verlieren und ist der erste Ansatzpunkt ihre Feindseligkeit der Angst (und beiläufig auch der Institution) gegenüber zu reduzieren, um die Angst, den Vertrauensverlust und Aggressionen in Normalität und Kooperation zu verwandeln.” Das Ausüben von Macht wird in erster Linie von den Gefangenen selbst verinnerlicht, durch ‚gemeinsame Vereinbarungen‘ mit grundlegenden Regeln, um zu normalisieren und zu kooperieren, die selbe Institution legt die Einführung von Rollen und Verhaltensweisen mit subtilen Methoden und/oder Erpressung fest und liefert diesbezüglich Anreize.

Es ist unbestreitbar, die Angst, die viele empfinden, wenn sie das Gefängnis betreten. Das „m-R“ nutzt diese Angst aus, wird dadurch erträglich. Bedingungslos wirst du, wenn du die Normen nicht befolgst, in eine normale Abteilung verlegt, das kann eine sehr effektive Drohung sein.

Diese Abteilungen haben viele Formen von Anreizen und Belohnungen, diese reichen von vorteilhaften Informationen bis zu längeren Besuchszeiten (vis á vis), und auf der anderen Seite haben sie auch viele Formen der Bestrafung bei Nichteinhalten der Vorschriften.

Man kann davon auszugehen, dass der Zutritt zu diesen Abteilungen auf freiwilliger Basis passiert und am Eingang ist man dazu verpflichtet, eine Art Vertrag zu unterzeichnen, in dem unter anderem gute Führung, Einhalten der Normen und das Lösen von Problemen innerhalb der vorgegebenen Bahnen vereinbart wird. Jeder beliebige Tag in einer „m-R“ beginnt mit einer Versammlung, die von einem Mitglied des ‚technischen Teams‘ (ErzieherIn, SozialarbeiterIn und PsychologIn) geleitet wird. Alle Gefangenen müssen daran teilnehmen und manchmal ist auch eine Wache anwesend. Die Funktion der Versammlung besteht darin, alltägliche Probleme zu lösen. Das ist der ideale Moment für Informanten und für das ‚technische Team‘, ihren armseligen Diskurs im Rahmen der Resozialisierung anzuwenden.

Einige der Arbeiten in der Abteilung sind planmäßige Aktivitäten und Reinigungsarbeiten. Ersteres wird von den Gefangenen geleitet und unter Beaufsichtigung ausgeführt. Bei Zweiterem (Reinigungsarbeiten) werden die Gefangenen in kleine Gruppen aufgeteilt und von einer repräsentativen Gefangenen angewiesen, diese Bevollmächtigte sorgt dafür, dass die Arbeit erledigt wird und agiert in einigen Fällen auch als Sprecherin.

Eine weitere wichtige Sache für das Funktionieren dieser speziellen Abteilungen sind die Vermittlungsgefangenen („Mediator“ Anm.), deren Aufgabe es ist, bei Auseinandersetzungen und Streitigkeiten zwischen Gefangenen zu intervenieren, diese zu lösen und wenn sie das nicht schaffen, die Wachen zu informieren. Wie man sich vorstellen kann, führen diese Praktiken nicht dazu Probleme zu lösen, im Knast hast du einEn MediatorIn und eine Wache, so wie du auf der Straße die BullInnen und die RichterInnen hast.

Mónica Caballero aus dem Villabona Gefängnis.

Die compañera befindet sich in einer „Respekt-Abteilung“ in Villabona, Asturien.

[Dieser Text wurde kurz vor Bekanntgabe der Verhandlungstermine geschrieben.]

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