[USA] Jeremy Hammonds Erklärung, warum er sich der EDVA-Grand Jury widersetzt

Quelle: free jeremy, übersetzt von abc wien

Wie viele von euch wissen, war ich nur ein paar Monate von meiner geplanten Entlassung aus dem Bundesgefängnis entfernt, als ich unerwartet in Ketten und Flugzeugen [chains and planes] in diese heruntergekommene Haftanstalt in Alexandria, Virginia, verschleppt wurde. Ich bin empört darüber, dass die Regierung mit zusätzlichen Gefängnisstrafen droht, wenn ich nicht an der Ermittlungsarbeit der Grand Jury mitarbeite. Ihre drakonischen Einschüchterungstaktiken konnten mich nie dazu zwingen, meine Gefährt*innen oder meine Prinzipien zu verraten. Im Geiste des Widerstands und mit großer Verachtung für ihr System wähle ich das Schweigen statt der Freiheit.

Ich bin voll und ganz auf die Folgen meiner Entscheidung vorbereitet, so wie ich es jedes Mal war, wenn ich vor ähnlichen Entscheidungen stand. Vor langer Zeit, als ich erkannte, dass Regierung und Kapitalismus zu hoffnungslos korrupt und ungerecht sind, um mit rechtlichen oder wahltaktischen Mitteln reformiert zu werden, entschied ich mich für zivilen Ungehorsam und direkte Aktionen. Ich wusste damals, dass meine Taten mich hinter Gitter bringen könnten, aber ich kämpfte trotzdem weiter; nach einem Dutzend Verhaftungen und sogar einer früheren Bundesgefängnisstrafe wegen Hacking entschied ich mich erneut, meine Computerkenntnisse einzusetzen, um die Systeme der Reichen und Mächtigen anzugreifen, was Teil des Anonymous Bundesverfahrens war, für das ich heute im Gefängnis sitze.

Als ich mich schuldig bekannte, übernahm ich die Verantwortung für meine Handlungen und nur für meine Handlungen. Ich habe nie zugestimmt, befragt zu werden oder in irgendeiner Weise auszusagen, im Gegensatz zu dem Informanten der Regierung, Hector Monsegur, alias Sabu, dessen Belohnung ein Jahr Bewährung war, während ich die gesetzlich zulässige Höchststrafe erhielt. Es war eine schmerzhafte Entscheidung, aber zehn Jahre in ihren Kerkern waren der Preis, den ich bereit war zu zahlen, damit ich meine Integrität bewahren konnte. Ich habe meine Entscheidungen die ganze Zeit über, in der ich inhaftiert war, nie bereut, und nachdem ich die Misshandlungen und die damit verbundene Ungerechtigkeit des Gefängnis-Industriekomplexes aus erster Hand gesehen und erlebt habe, ist mein Engagement für Revolution und Abolition nur noch tiefer verwurzelt.

Jetzt, nach siebeneinhalb Jahren der „Begleichung meiner Schuld gegenüber der Gesellschaft“, versucht die Regierung, mich weiter mit diesem rachsüchtigen, politisch motivierten juristischen Vorgehen zu bestrafen, um meine Freilassung zu verzögern, wohlwissend, dass ich nie mit ihrer Hexenjagd kooperieren würde. Ich lehne alle Grand Jurys ab, aber insbesondere diese, da sie Teil des anhaltenden Krieges der Regierung gegen die Meinungsfreiheit, Journalist*innen und Informant*innen ist. Es ist beleidigend, dass die Machthaber behaupten, ich hätte eine „Verpflichtung, die jede*r Bürger*in seiner Regierung gegenüber hat“, auszusagen. Als Anarchist bin ich nicht Teil ihres Gesellschaftsvertrags und erkenne die Legitimität ihrer Gesetze und Gerichte nicht an. Stattdessen glaube ich an ein Zitat von Dr. Martin Luther King Jr., das ich seit Jahren an die Wand meiner Gefängniszelle geklebt habe: „Man ist verpflichtet, ungerechte Gesetze zu missachten“.

Es ist schwierig, irgendein Gesetz dieser Regierung als gerecht zu empfinden, wenn diese so selektiv durchgesetzt werden und die Regierung die Augen vor ihrem eigenen Fehlverhalten verschließt, ein Fehlverhalten, welches jeden Tag zur Schau gestellt wird, wenn Trump im Weißen Haus ist. In meinem Fall hat die Regierung über ihren Informanten Sabu zahlreiche Hacks angestiftet und mich aufgefordert, Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt zu hacken. Fast ein Jahrzehnt später wird dieses Fehlverhalten ignoriert. Die NSA überwacht weiterhin alle und startet Cyberangriffe. Trump und seine korrupten Kumpanen halten die Welt weiterhin als Geisel ihrer größenwahnsinnigen imperialistischen Launen und weigern sich gleichzeitig, Vorladungen und Befragungen über ihren bösartigen Machtmissbrauch zu befolgen. In der Zwischenzeit sitzen Chelsea Manning und ich im Knast für das „Verbrechen“, uns zu weigern, unsere Überzeugungen zu brechen, und das nachdem wir unsere Strafen für die Aufdeckung von Korruption in Regierungen und Unternehmen „verbüßt“ haben.

Diese absurde Heuchelei und verzweifelte Rücksichtslosigkeit offenbart ein zerfallendes Rechtssystem, ein System, das mir den größten Teil meines Erwachsenenlebens geraubt hat, aber nie meine Menschlichkeit nehmen konnte. Ich werde weiterhin das Richtige tun, egal wie lange es dauert. Ich weiß, wie man die Zeit rumbringt, und ich werde mich nie von ihren Drohungen einschüchtern lassen. Niemals!!! Ich weigere mich!!!

„Unser Integrität hat einen so geringen Preis, aber eigentlich ist es alles was wir haben. Das allerletzte Bisschen von uns. Aber innerhalb dieses Bisschens, sind wir FREI!.“ – Alan Moore, V for Vendetta.“

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