[USA] Anarchistischer Gefangener Jeremy Hammond nach Memphis verlegt – neue Adresse

Quelle: free jeremy, übersetzt von abc wien

Nach einer Woche ängstlichen Wartens und Besorgnis wissen wir jetzt, wo Jeremys Endstation sein wird – FCI Memphis.

FCI Memphis ist ein Gefängnis mittlerer Sicherheit in Memphis, Tennessee. Ich habe heute Morgen (29. Dezember 2018) eine E-Mail von Jeremy erhalten und er ist mehr oder weniger damit zufrieden. Er berichtet, dass er bereits Freundschaften schließt und seine Einkaufs-Privilegien wiederhergestellt wurden.

Seine neue Adresse:
Jeremy Hammond, #18729-424
FCI Memphis
P.O. Box 34550
Memphis, TN 38184

Bitte denkt dran, dass sein Geburtstag am 08. Januar bevorsteht. Schickt ihm eine Postkarte oder einen Brief (blaue oder schwarze Schrift, keine Farbstifte, keine Aufkleber oder Glitzer, nichts auf das Papier geklebt, keine Grußkarten), um ihn wissen zu lassen, dass er nicht vergessen ist!

Bitte beachtet auch, dass mit dieser Verlegung eine wichtige Änderung der Regeln für Bücher einhergeht. Während im FCI Mailand auch Privatpersonen Bücher an Jeremy schicken durften, ist dies nun nicht mehr möglich. Alle Bücher die an ihn geschickt werden müssen nun direkt von einem Verleger oder Vertriebspartner (wie Amazon, AK Press, AM Press, etc.) stammen. Gebrauchte Bücher von Amazon sind in Ordnung.

Während wir erleichtert sind, dass er sein endgültiges Ziel erreicht hat und es schnell geschah und er sicher ankam, ist dies nicht das Ergebnis, das wir oder Jeremy wollten. Wir hatten gehofft, die FCI Mailand erlaubt ihm zu bleiben, so dass er seine Ausbildung hätte abschließen können, da er nur ein Semester vor dem Abschluss stand und sein Studium sehr genoss. Es ist absolut lächerlich, dass Jeremy gezwungen wurde, über einen Monat in der SHU zu leiden, den Verlust von Privilegien und die Entfernung aus einer Umgebung, in der er nicht nur lernte, sondern in der ihm auch keine anderen größeren Disziplinarverstöße vorgeworfen wurden – und zwar wegen der lächerlichen Anschuldigung, versehentlich eine Wache mit einer Tür gestoßen zu haben, die er beim Verlassen seiner Einheit öffnete und durch die er nicht hindurch blicken konnte.

Gefängnisse können selbst zu den besten Zeiten kafkaesk erscheinen, aber diese Situation ging über das normale Maß an Absurdität und Grausamkeit hinaus. Laut dem Bericht des disziplinarischen Anhörungsbeauftragten (DHO) war es die Wache, die diese Situation zu etwas machte, was nicht hätte sein müssen. Als er versehentlich mit der Tür getroffen wurde, war es die Wache, die die Situation eskalierte, indem sie Jeremy konfrontierte „Willst du mich wirklich so anmachen?“, anstatt einfach zu akzeptieren, dass es vielleicht ein Unfall war, der dadurch verursacht wurde, dass eine fensterlose Tür geöffnet wurde und er zu nah stand. Es wurden keine Verletzungen erlitten, kein Schaden verursacht, aber weil es zu „unerwünschten Berührungen“ kam, wurde Jeremy wegen Körperverletzung angeklagt. Alles wegen einer Tür.

Diese Situation ist ein Beispiel für etwas, das kein Gesetzentwurf, kein Gesetz jemals reformieren kann. Vom Vorfall selbst bis hin zu den Folgen der Verweigerung, das Video zu sehen, das ihn hätte entlasten können, so dass ihm die SHU erspart geblieben wäre, wo sich seine Post verzögerte und Bücher nach Lust und Laune eines Mannes verweigert wurden, funktioniert das System so, wie es immer funktioniert hat, wie es funktionieren soll. Den Gefangenen werden keine Rechte gewährt. Im DHO-Bericht begründet das Gefängnis warum die Anklage der Körperverletzung aufrechterhalten wurde: „Das DHO hat keinen Grund anzunehmen, dass der Berichtspflichtige in seinem schriftlichen Bericht nicht wahrheitsgemäß ist, da der Mitarbeiter lediglich in der routinemäßigen Ausübung seiner Aufgaben handelt und nichts aus einer Herbeiführung der Anklage gewinnen würde. Ganz anders bei dem [Häftling Hammond] um so Konsequenzen seiner Handlung zu vermeiden.“ Mit anderen Worten, Gefängnisse und ihre Vertreter lügen nie, dafür aber Gefangene. Gefängniswärter erhalten die Unschuldsvermutung, Gefangenen die Schuldvermutung. Wir sehen das immer wieder, nicht nur innerhalb des Gefängnissystems, sondern auch im weiteren System der Polizei und der Strafverfolgung – die Unschuldsvermutung wird den Machthabern zugestanden. Wie oft haben wir gehört, dass Polizist*innen „um ihr Leben fürchten“? Und immer wieder führt diese Vermutung dazu, dass Menschen leiden und sterben und niemand jemals zur Verantwortung gezogen wird.

Vor einigen Jahren, als Jeremy noch bei der FCI Manchester war, gab es einen Vorfall bei dem Jeremy in der SHU untergebracht wurde. Es bestand erneut die Gefahr einer Verlegung. Während er darauf wartete, sein Schicksal zu erfahren, kam der Direktor zu ihm und sagte „Du bist nicht länger unser Problem“. Während diese Situation nicht mit einer Verlegung endete, erzähle ich diese Geschichte, weil sie nicht nur die Art und Weise verkörpert, wie Jeremy vom BOP (Federal Bureau of Prison, Bundesamt für Gefängnisse) gesehen wird, sondern auch, wie alle Gefangenen gesehen werden. Sie werden nicht als Menschen angesehen, die der Würde, dem Respekt und der grundlegenden Menschenrechte würdig sind. Sie sind „Probleme“. Sie sind „subhumans“. Sie sind Objekte, die entmenschlicht, missbraucht, misshandelt und kontrolliert werden müssen. Aus diesem und vielen anderen Gründen kämpfen wir nicht nur für eine weiche Reform, sondern für die vollständige und komplette Abschaffung der Gefängnisse. Nicht weniger kann die Rechte und die Würde der Millionen, die in Käfigen im US-Gefängnissystem eingesperrt sind, wiederherstellen.

Liebe und Wut

Grace North

 

Siehe auch: Artikel aus November 2018

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