[Gai Dao, Nr. 93] Interview mit dem Anarchist Black Cross Dresden

Quelle: Gai Dao Nr. 93, September 2018

Wie lange gibt es euch als Gruppe schon?

Hallo, uns gibt es als Anarchist Black Cross Dresden seit August 2014. Anarchist Black Cross (ABC) Gruppen gibt es allerdings schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals noch unter dem Namen Anarchist Red Cross, begannen diese wohl irgendwann zwischen 1905 und 1907 erstmals mit Antirepressionsarbeit.

Welche Tätigkeitsschwerpunkte deckt ihr ab?

Wir möchten antiautoritäre politische Gefangene und angeklagte Menschen unterstützen, hierzu gehört Unterstützung im Knastalltag und bei Gerichtsverhandlungen. In Zusammenarbeit mit anderen ABC Gruppen unterstützen wir dabei auch Menschen außerhalb von Dresden und außerhalb Deutschlands, da dann vor allem finanziell und durch Öffentlichkeitsarbeit. Ein weiterer wichtiger Punkt unserer Arbeit ist die Verbreitung politischer Debatten mit Bezug auf das Knastsystem unserer Law and Order Gesellschaft. Dazu gehören Vorträge, Diskussionen, Workshops oder Filmpräsentationen wie beispielsweise auch bei den libertären Tagen in Dresden, die bald wieder stattfinden werden. Das Thema Solidarität ist uns ebenfalls sehr wichtig, bei Repression, aber auch im Alltag. Da zwar das Wort immer sehr hochgehalten wird in politischen Zusammenhängen, aber dann oft die direkte Solidarität fehlt.

Wir wollen also Menschen in den unerwünschten Folgen ihrer Kämpfe unterstützen, selbst den Kampf gegen das Knast- und Strafsystem führen und uns für eine solidarische Gemeinschaft stark machen.

Welche Kämpfe unterstützt ihr aktuell?

Wir unterstützen momentan finanziell und durch Öffentlichkeitsarbeit verschiedene laufende Fälle, wie zum Beispiel Röszke, G20, Russland etc. Gerade gibt es keinen lokalen Fall, dem wir uns über einen längeren Zeitraum widmen. Deshalb legen wir zur Zeit den Fokus darauf, in Dresden und anderen Städten präsent zu sein und Menschen über Workshops und Vorträge zum Thema Knast und Solidarität zu erreichen.

Unterstützt ihr nur erklärte Anarchist*innen? Wer kann zu euch kommen?

Als Anarchist*innen gilt unsere Solidarität allen Menschen, die Unterstützung im Kampf gegen staatliche Unterdrückung und Repression brauchen. Allerdings haben wir begrenzte Ressourcen, welche wir dann oft gezielt für Menschen einsetzen wollen, die für eine antiautoritäre Welt kämpfen. Wir unterstützen also nicht nur erklärte Anarchist*innen. Die einzelnen ABC-Gruppen entscheiden, welche Menschen sie unterstützen. Uns geht es nicht unbedingt nur um die politische Sichtweise, sondern um die Ursache der jeweiligen Repression. Aber das ist am Ende immer eine Einzelfallentscheidung.

Die Rote Hilfe als strömungsübergreifende linke Solidaritätsorganisation deckt wichtige Felder der Anti- Repressionsarbeit ab (wie Vermittlung von Rechtsberatung, Öffentlichkeitsarbeit, Deckung von Repressionskosten) und ist (zumindest in der BRD) fast flächendeckend regional präsent. Warum habt ihr euch zu einer eigenständigen Organisierung im Rahmen des ABC-Netzwerks entschlossen? Wart ihr schon vorher in der Anti-Repressionsarbeit aktiv?

Das stimmt. Für Anarchist*innen ist jedoch der Aspekt, dass die Rote Hilfe (RH) in einer hierarchischen zentralistischen Struktur organisiert ist, die dann dem Individuum mit seinen Problemen helfen soll, zumindest diskussionswürdig. Hinzu kommen politische Differenzen zwischen ABC-Gruppen und der RH schon in der Geschichte beider Gruppen. Als ABC-Gruppen finden wir vor allem die Unterstützung autoritärer kommunistischer Strömungen ablehnenswert.

Vor allem die Positionen der RH zu den in den letzten Jahren geführten Debatten zur Unterstützung sogenannter Antifaschist*innen in der Ukraine oder das Verhältnis der RH zur ehemaligen DDR, deren Funktionär*innen und Repressionsorganen ist für uns völlig inakzeptabel. Insbesondere für unsere Freund*innen aus den ehemaligen Ostblockländern sind das Handeln und die inhaltlichen Positionen der RH absolut unverständlich. Ein weiterer Grund für eine eigene anarchistische Struktur liegt in den Rahmenbedingungen der RH. Menschen, die keine politischen Absichten angeben, werden nicht unterstützt. Menschen, die einen klar politischen Prozess führen wollen, haben es manchmal schwer. Die Laienverteidigung wird beispielsweise prinzipiell nicht unterstützt. Dieses Mittel nutzen einige Aktivist*innen allerdings gerne, um die Lächerlichkeit und Irrationalität mancher Gerichtsprozesse offenzulegen, während der Einsatz von Rechtsanwält* innen zwar oft die Strafe verringern kann, jedoch zu einem ruhigen und sauberen Prozess beiträgt. Das ist nur ein Beispiel einer Aktionsform, die wir im Einzelfall betrachten und diskutieren würden, bevor wir sie grundsätzlich ablehnen. Wir möchten Menschen die Möglichkeit geben, auch andere Gruppen um Unterstützung anzusprechen zu können. Für uns ist es wichtig eigene anarchistische Strukturen zu etablieren und Alternativen zu Leben. Wir verstehen uns nicht nur als Antirepressionsgruppe. Unsere Kritik ist grundlegender, wir kritisieren das Straf- und Knastsystem als strukturelles gesellschaftliches Problem, das alle Menschen betrifft.

Die Menschen in unserer Gruppe haben unterschiedliche Geschichten, Beweggründe und eigene Betroffenheit. Dadurch haben sich manche vorher schon viel mit dem Thema Knast und Repression beschäftigt in Kampagnen oder anderen Gruppen, manche noch nicht. Es ist für uns auch ein ständiger Lern- und Diskussionsprozess, den wir in unseren Veranstaltungen mit offenen Diskussionen auch für uns selber weiterentwickeln.

Arbeitet ihr mit der Roten Hilfe zusammen?

Wir arbeiten nicht mit Rote Hilfe-Gruppen zusammen.

Woher kommt der aktuelle Schub, dass in der letzten Zeit wieder mehrere neue ABC-Gruppen in der BRD entstanden sind?

Das Thema staatliche Repression und Knast war in den letzten 25 Jahren wenig präsent innerhalb der Linken – von einer Anti-Knast-Bewegung kann kaum die Rede sein. Spätestens mit G20 war die eigene Betroffenheit plötzlich wieder sehr spürbar. Dabei gab es in den letzten Jahren bereits ziemlich viele Menschen im Knast, wie zum Beispiel im Kontext des Hambacher Forstes, was die Gründung des ABC-Rhineland zur Folge hatte. Es ist schwer, eine generelle Aussage zur Gründung der Gruppen zu treffen, da die Situation in den einzelnen Städten unterschiedlich ist. Vermutlich ist ein Aspekt, dass Menschen in Solikampangen oder Repressionsfällen ihre Positionen nicht in den bestehenden Antirepressionsstrukturen wiederfinden und beschließen selbst aktiv zu werden. Die Tendenz geht wieder mehr dahin einen Angriff auf eine von uns als einen Angriff auf uns alle wahrzunehmen. Das Thema Knast bekommt dadurch wieder mehr Öffentlichkeit und ABC-Gruppen haben einen ganz klaren Antiknast- Schwerpunkt in ihrer Arbeit.

Außerdem gibt es ein Bedürfnis, sich von den reformistischen Knastdebatten innerhalb der Gesellschaft abzugrenzen und eigene Alternativen zu Knast und Strafe zu entwickeln. Und nicht zuletzt sich solidarisch gegen Abschiebeknäste zu positionieren. Deswegen finden wir diese Entwicklung toll und uns ist es wichtig, Menschen zu ermutigen dezentralisierte Antirepressionsstrukturen aufzubauen und eine Alternative zur zentralisierten RH zu schaffen und Antiknastarbeit voranzutreiben. Deshalb geben wir auch Workshops darüber, wie ihr eine ABC-Gruppe gründen könnt. Außerdem ist gerade eine “How to ABC”-Broschüre entstanden, in der alle wichtigen Fragen diskutiert werden, welche die Gründung einer Gruppe und der Unterstützungsarbeit betreffen. (Die findet ihr auf unserer Seite.)

Aktuell nehmen wir in der BRD seit einiger Zeit sich immer weiter verstärkende Repressionsmaßnahmen wahr: In Form von neuen Gesetzen oder Gesetzesverschärfungen, des gesellschaftlichen Klimas, Kriminalisierung von Widerstand und abweichenden Lebensentwürfen. Wie schätzt ihr diese Entwicklung ein? Und wo seht ihr konkrete Angriffspunkte um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen?

Tatsächlich fällt mir gerade kein Land ein, in dem ein Trend hin zu stärkerer Repression gegen politische Aktivist* innen nicht zu beobachten wäre. Die Gründe hierfür sind sicher sehr komplex und der Versuch in einigen Worten diese zu erfassen wird mit Sicherheit scheitern oder zumindest stark verkürzt ausfallen, aber versuchen wir es.

Ein nicht unwesentlicher Faktor ist vermutlich die Organisation eines Staates, der sich das alleinige Recht vorbehält, das gesellschaftliche Leben durch Gesetze zu strukturieren. Menschen, die das von staatlicher Seite vordefinierte Recht „brechen“, müssen in der Logik bestraft werden. Zu lange haben Menschen sich an dieser simplen Vorstellung von Gerechtigkeit festgehalten und verinnerlicht, dass die einzige Form einer gerechten Gesellschaft auf Strafe und Verfolgung beruht. Nun leben wir in einer Zeit, in der mehr und mehr alte Erklärungsmuster als zu einfach erscheinen. Die Gesetze, die auf uns angewendet werden, wurden nicht von uns ausgehandelt. Nehmen wir zum Beispiel den Klimawandel, der jetzt momentan unser Leben akut beeinflusst und verändert. Der Klimawandel ist mit einfachen Folgeketten nicht zu erklären. Der Versuch einer Erklärung erfordert es, fundamental unsere Verwertungslogik und Ausbeutung an der Umwelt zu hinterfragen. Diese Ausbeutung wird uns jedoch von Tag zu Tag als der richtige und einzige Weg vermittelt. Alternative Lebenskonzepte wie in der ZAD oder im Hambi werden mit aller staatlichen Härte bestraft. Am Beispiel dieser Kämpfe wird daher auch deutlich, wie weit die Rechtslogik des Staates von einem für uns erstrebenswertem Recht auf gutes Leben entfernt ist.

Das System, in dem wir leben, also ein kapitalistischer Rechtsstaat innerhalb einer neoliberalen Marktlogik, führt nun zu einer zunehmenden Konzentration von finanziellem und sozialem Kapital bei einzelnen Institutionen und Personen, begleitet von einem stetigen Abbau des Sozialstaates, sofern dieser vorhanden war. Soziale Isolation, Verarmung und Entfremdung führen zu sozialen Spannungen. Versuchen Menschen nun von ihrer Position innerhalb der Gesellschaft auszubrechen, wird das als Verletzung der Ordnung, als Ungerechtigkeit empfunden und als bestrafenswert beurteilt. Die zunehmenden Spannungen innerhalb der Gesellschaft führen von Seiten des Staates, der sein hierarchisches System gerne stabilisieren möchte, letztlich zu stärkerer Repression. Das wäre ganz kurz eine Überlegung wieso die Repression innerhalb der letzten Jahre zunimmt.

Und wo seht ihr konkrete Angriffspunkte um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen?

Angriffspunkte dagegen sind eine gemeinschaftliche Organisierung mit einer Vielfalt an Strategien. Im politischen Feld scheint es uns wichtig Kämpfe zu verbinden, da Repression in allen Themenspektren auftritt. Eine Solidarisierung über die einzelnen politischen Themenfelder hinaus zeigt die Willkür und verhindert eine Isolation Einzelner. Da fällt uns das Thema Abschiebeknast auf, wo ein ganzer Teil unserer Gesellschaft struktureller Repression unterworfen ist.

In diesem Sinne erscheint es uns auch sinnvoll, Kämpfe niedrigschwellig und breit aufgestellt zu organisieren. Am Beispiel von den diversen Polizeigesetzen zeigt sich gerade, dass wieder verstärkt breite Kampagnen entstehen, die grundsätzlich erstmal weniger angreifbar sind und einen Blick aus der eigenen Blase heraus ermöglichen und mehr Menschen erreichen.

Generell erscheint es uns wichtig die Selbstorganisierung kleinerer Zellen, zum Beispiel einer Hausgemeinschaft oder Nachbarschaft, voranzutreiben und damit ein Problembewusstsein und Handlungsoptionen für mehr Menschen zu schaffen. Daraus können zum Beispiel Gemeinschaften entstehen, die durch Empathie und gegenseitiges Vertrauen soziale Konflikte auch ohne Polizei lösen. Eine Zwangsräumung lässt sich auch viel leichter verhindern, wenn sich die Hausgemeinschaft persönlich kennt. Und eine Kriminalisierung Einzelner ist dann nicht so leicht. Ein weiterer Angriffspunkt ist die sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe weiter in den öffentlichen Fokus zu rücken. Immer mehr Menschen sitzen Haftstrafen ab, da sie Geldbußen nicht bezahlen können, die ihnen aufgedrückt werden, weil sie öffentlichen Nahverkehr oder Nahrungsmittel nicht bezahlen können. Hier handelt es sich also ganz klar um eine Kriminalisierung von Armut. Tatsächlich sitzt ein großer Teil der Menschen aus diesem Grund im Knast, was nicht dem Bild des kriminellen Gewalttäters entspricht, welches der Staat gern zur Legitimierung von Haft und Strafe nutzt. Da bedarf es Strategien für Solidarität in Alltag. Wir denken, dass es wichtig ist eine Verknüpfung von sozialer Frage und Repression sichtbar zu machen, was beispielsweise in Zwangsräumungsbündnissen geschieht.

Zum Ziel einer Gesellschaft ohne Knäste: Wie kann eine solche Gesellschaft aussehen? Und welche Möglichkeiten gibt es Konflikte und destruktives Verhalten ohne (staatliche) Repression zu bewältigen?

Schauen wir uns die Gesetzesbücher der BRD an, dann stellen wir fest, dass die meisten Gesetze sich mit dem Schutz des Staates bzw. staatlicher Interessen oder dem Schutz des Eigentums befassen. Gewalt gegen Menschen füllt nur circa ein Viertel der Gesetze. Kommen Menschen wegen materieller Probleme in den Knast, sollte eine Gesellschaft sich lieber fragen, wieso diese materiellen Probleme bestehen und ob sie nicht auf einem anderen Weg zu lösen sind. In einer Gesellschaft ohne Eigentum müsste auch kein Mensch aufgrund einer durch Armut angetrieben Handlung in den Knast. Das eine globale Gesellschaft ohne Eigentum mit dem mitteleuropäischen Lebensstandard unmöglich umzusetzen ist, sollte allen verständlich sein. Die Konsequenzen für unsere Gesellschaft und uns als Individuen liegen auf der Hand: sinnvoller Verzicht, der Kampf gegen den blinden Konsum und gegen die Ausbeutung von Lebewesen und natürlichen Ressourcen.

Nehmen wir also an, wir befinden uns auf dem Weg in eine Gesellschaft ohne Eigentum, in unseren Communities versuchen wir unsere finanziellen Mittel und unsere Arbeit zu teilen, sodass innerhalb der Gesellschaft Eigentumsstreitigkeiten kein Problem darstellen. Es bleibt dennoch das Problem der gewaltförmigen Sozialisation. Gewaltförmige Sozialisation bedeutet, dass Menschen durch Umgangsformen erzogen werden oder in Umgangsformen aufwachsen, die durch Druck und Zwang oder durch die Angst benachteiligt zu werden funktionieren. Dadurch lernen Menschen, dass durch gewaltförmige Verhaltensweisen, also dominantes Auftreten und Sprechen, Drohen, unnachgiebiges Verhalten und im schlimmsten Fall durch Anwendung von Gewalt Probleme gelöst werden können.

Aber wie ist das nun ohne staatliche, also ohne zentralisierte Gewalt zu lösen? Wir sind mit Strafe sozialisiert und deshalb fällt es nicht leicht außerhalb davon zu denken. Allerdings entmündigen wir uns, wenn wir die Problemlösung an den Staat abgeben. Deshalb ist der erste Schritt zu verstehen, dass es hier um eine Selbstermächtigung geht. Oftmals sind wir heute nicht mal mehr in der Lage die kleinsten Konflikte mit Menschen in unserem direkten Umfeld auszuhandeln. Eine der größten Hürden ist es wohl, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und die Fähigkeit zu erlernen Konflikte im Interesse Aller aufzulösen.

Wir alle können es lernen die Grenzen und Bedürfnisse der Personen um uns herum zu respektieren und eigene Grenzen zu formulieren. Dafür braucht es kein striktes Regelwerk, sondern einen freien Zusammenschluss zwischen Menschen, die konkrete Probleme anhand ihrer Bedürfnisse durch möglichst gute Absprachen lösen. Grundlage dafür ist, dass die Menschen sich selbstbestimmt und aktiv in der Gestaltung all ihrer Lebensbereiche beteiligen. Es braucht also verschiedene Schritte: Hierarchien und Ausbeutung abschaffen, Möglichkeiten der direkten Kommunikation und Verantwortungsübernahme lernen und Strukturen aufbauen, die mit Gewalt umgehen.

Beschäftigt ihr euch auch mit alternativen Konzepten zu Knast und Strafe?

Also für uns ist ein wichtiger Punkt unserer Arbeit nicht nur gegen die Repression und Ungerechtigkeit des bestehenden Systems anzugehen, sondern mit den Menschen auch über alternative Konzepte zu reden. Wir alle haben ein Ungerechtigkeitsempfinden und persönliche Grenzen, die wir nicht überschritten wissen wollen. Viel zu oft denken Menschen, dass unser Rechtsstaat der einzige Weg ist um das Miteinander von Menschen zu regeln. Wir wollen gemeinsam alternative Konzepte diskutieren, weiterentwickeln und auch ausprobieren. Gewaltvolles Verhalten und Grenzüberschreitung wird es auch in einer utopistischen Gesellschaft noch geben, damit müssen wir uns auseinandersetzen.

Das kann beispielsweise durch Community-Accountability- Gruppen innerhalb unserer Gemeinschaften umgesetzt werden. Das Konzept der Community Accountability – oder gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme – kommt aus den Black Communities in den USA. Aufgrund der rassistischen Gewalt, der sich die Black Communities gegenübersahen, mussten eigene Wege gefunden werden, um soziale Probleme innerhalb der Gemeinschaft zu lösen, ohne die Institution Polizei, Gerichte etc. Zentrales Moment dabei ist, die Unterstützung der von der Gewalt betroffenen Menschen durch eine eigene Unterstützer*innengruppe. Das ist ja sonst im staatlichen System nicht vorgesehen. Da ist „Gerechtigkeit“ ja nach der Verurteilung hergestellt. Der zweite wichtige Aspekt ist, dass Menschen, die Leid verursachen, nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, sondern nach den Gründen für ihr Handeln gesucht wird und Wege gefunden werden, wie dieses Handeln in Zukunft verhindert werden kann. So kann es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung mit der Gewalt kommen, nicht nur bei den akut betroffenen Personen, sondern auch in dem Umfeld, das diese Gewalt ermöglicht hat. Diesem Ansatz liegen verschiedene theoretische Konzepte zu Grunde, die aber den Rahmen dieses Interviews sprengen.

Wie kann mensch euch und eure Projekte oder Kampagnen unterstützen?

Am besten unterstützt ihr unsere Arbeit natürlich, wenn ihr bei euch Zuhause euer lokales ABC unterstützt oder liebe Menschen findet und mit ihnen zusammen eine eigene ABC-Gruppe gründet. Wenn das nicht möglich ist, schaut einfach immer mal auf den Blog eines ABC in eurer Nähe nach. Wenn ihr einen Fall unterstützenswert findet, spendet Geld und teilt die Information – https://abcdd. org/spende/

Ansonsten, Kopf hoch! Eine neue Gesellschaft baut sich nicht von selber. Versucht Community-Accountability- Konzepte umzusetzen, unterstützt euch solidarisch bei emotionalen und materiellen Problemen, tragt anarchistische Konzepte weiter und lebt sie vor!

Falls ihr dabei Hilfe braucht, meldet euch bei uns!

 

Kontakt ABC Dresden
Mail: abcdd@riseup.net
Website: abcdd.org

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