[England] Solidarität & Unterstützung für die anarchistische Gefangene Sam!

Kam per Mail // Danke ABC Dresden für die Übersetzung!!

Sam und ihr Fall:

Sam Faulder ist eine anarchistische Gefangene die momentan wegen einer lebenslangen Haftstrafe in England im Gefängnis sitzt. Sam ist Betroffene eines Justizirrtums und seit über zehn Jahren in Haft.

Sie war ihr ganzes Leben antiautoritär eingestellt. Auf Grund der Entscheidung zu ihrer Lebensweise wurde sie zum unerbittlichen Ziel der Polizei. Das Verfahren, dass nach zwei Jahren Untersuchungshaft stattfand war eine Katastrophe. Korruption bei den Cops beeinflusste ihren Fall und ihre anwaltliche Vertretung trat drei Wochen vor dem Prozess von der Verteidigung zurück. Zum selben Zeitpunkt, als Sam in Berufung hätte gehen müssen, wurden Streichungen von Prozesskostenhilfe durchgesetzt. Seit dem ist sie im Knastsystem gefangen. Sie arbeitet momentan mit dem Cardiffer Universitätsprojekt für Unschuldige zusammen um ihre Berufung vorzubereiten. Mehr Informationen über ihren Fall und die Berufung gibt es hier (in Englisch): http://freedomforsam.org/about/ oder weiter unten.

Über Sam´s Gesundheitszustand:

Nach zehn Jahren jeglich vorstellbaren Missbrauchs, wurde bei Sam traurigerweise 2016 Krebs diagnostiziert. Bisher hat sie allerdings keine medizinische Versorgung erhalten. Während sie in einem gewinnorientiert arbeitenden Gefängnis, HMP Peterborough, welches von Sodexo geleitet wird eingesperrt ist, wurde ihr sinnvolle medizinische Versorgung dahingehend verweigert. Die komplette Geschichte über den Stand ihrer Krebs-Krankheit kannst du hier nachlesen (in Englisch): Sam´s Cancer Timeline

Sam braucht eure Unterstützung:

  • Bitte schreibt Briefe und Karten mit Solidaritätsgrüßen an:

Samantha Faulder A1209CF, HMP Foston Hall, Foston, Derby, Derbyshire, DE65 5DN, UK

Sam mag Bilder mit dem Meer oder Tieren, Füchse und jede Art von Punkästethik.

Wenn ihr mehr Informationen haben wollt schaut hier http://freedomforsam.org/ oder schreibt an bristol_abc[at]riseup.net.

Mehr Informationen:

2007 wurde Sam wegen Mordes festgenommen nachdem sie die Polizei darüber informiert hatte, dass ihr Freund Dave verschwunden war. Sie war ständiges Ziel von polizeilichen Maßnahmen, zudem waren die weiteren Kreise von obdachlosen und drogenabhängigen Menschen den Cops gut bekannt. Sam wurde gemeinsam mit einem Ex-Freund, Richard Ormand festgenommen und saß fast zwei Jahre bis zum Prozess in Untersuchungshaft. Wegen Sam´s Alkoholabhängigkeit konnte sie zu dieser Zeit ihren Aufenthaltsort während des Mordes nicht nachweisen. Allerdings sind mittlerweile neue Erkenntnisse ans Licht gekommen, zwei Gesundheitsversorgungstermine, die bisher nicht im Prozess vorgelegt wurden.

Auf der Polizeistation durfte Sam weder ihre Anwaltsvertretung, die sie kannte zu Hilfe holen, noch einen geeigneten Erwachsenen. Sam ist Typ drei Bipolar diagnostiziert und braucht einen geeigneten Erwachsenen für Termine und offizielle Vorgänge etc. Während der Befragungen war sie zudem auf kalten Entzug (erneute ohne medizinische Untersuchung oder Versorgung). Sie wurde niemals darauf untersucht, ob sie überhaupt verhandlungsfähig ist. Der juristische Beistand den sie hatte war sehr schlecht und verließ sie drei Wochen vor dem Prozess. Der Richter erlaubte keine Verschiebung, so dass die neue Vertretung keine Zeit hatte sich ausreichend auf den Fall vorzubereiten. Mit dem Ergebnis, das sie und ihr Ex-freund schuldig gesprochen wurden. Dabei wurden sogar Zeugenaussagen von einem Mann der sie vergewaltigt hatte verwendet. Zu dem gab es enorm viel Polizeikorruption in dem Fall. Wegen ihrer unkonventionellen Lebensweise war sie wieder und wieder Ziel der lokalen Polizei.

Sam´s Verfahren fiel zusammen mit beispiellosen Kürzungen von Prozesskostenhilfe. Die Suche nach qualitativ hochwertigem juristischen Beistand war eine Herausforderung. Sie arbeitete mit einigen Kanzleien, die sie allerdings nur benutzen um an ihre Prozesskostenhilfe zu gelangen. Bisher war keine anwaltliche Unterstützung bei ihr im Gefängnis um wenigstens ihren Fall zu besprechen. Schließlich wurde eine engagierte Anwält*in gefunden, die allerdings ihre Kanzlei schließen musste, da sie ebenfalls an Krebs erkrankt ist.

Sam arbeitet momentan mit dem Cardiffer Universitätsprojekt für Unschuldige zusammen um endlich ihre Berufung vorzubereiten. Es ist ein langer und schmerzhafter Weg für Sam im Knastsystem. Sam´s Geschichte zeigt die sich überlagernden Schwierigkeiten von psychischer Verfassung, Trauma, Abhängigkeit und einem korrupten Justizsystem.

 

Interview/Selbstvorstellung von der Unterstützungswebsite:

Mein Name ist Samantha Faulder und ich bin Betroffene eines Justizirrtum.

Ich bin 54 Jahre alt. Ich bin zu minimum 24 Jahren verurteilt wegen Mordes an meinem besten Freund. Ich habe bisher 10 Jahre von dieser Strafe abgesessen. Ich bin Anarchistin. Meine Leidenschaft ist Musik. Ich wurde im Fürsorgesystem aufgezogen. Ich bin homosexuell. Ich liebe das Leben. Ich habe ein buntes Leben gelebt, ich war drogenabhängig und Alkoholikerin. Ich habe viele kleine Vergehen begangen um meinen Gewohnheiten nachzugehen. Ich war täglich Ziel von Polizeimaßnahmen.

Was passierte bis zu deiner Verurteilung?

Ich wurde Ende Mai 2007 festgenommen für den Mord an David Emery, meinem besten Freund. Während ich in Gewahrsam war konnte ich mich nicht an meinen Aufenthalt am 10. April erinnern. Obwohl ich kooperativ war und mir klar war wann ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hatte ich eine große Menge an Alkohol, Benzodiazepine und Methadon genommen und hatte ein Blackout an diesem Tag. Ich bin in einem Park viele Meilen von seinem Haus entfernt aufgewacht. Die Polizei entschied dann, dass ich während des Blackouts in sein Haus zurückgekehrt sein könnte. Ich konnte das nicht abstreiten, da ich tatsächlich nicht wusste wo ich war.

Trotzdem weiß ich, dass ich ihm nie weh getan hätte in irgend einer Art und Weise. Ich hatte kein Motiv, ich liebte David als Freund, und schätzte unsere Freundschaft. Es gab viele Dinge die dazu führten, dass ich zur Polizei gegangen bin und viele Gerüchte die ich ihnen in einer Befragung erzählen könnte. Aber wegen meinem Hass gegenüber Autoritäten und einfach weil ich so bin wie ich bin, habe ich nichts von den Gerüchten erzählt.

Wenn ich rückblickend die Wahrheit oder das wenige was ich wusste erzählt hätte, dann wären meine Chancen besser gewesen da ohne Verurteilung raus zugehen. Aber ich werde auf der Website mehr zu den Umständen meiner Festnahme schreiben.

Die Zeit von 24 Jahren von meinem Verurteilungsdatum an bedeutet, dass ich 24 Jahre nach meiner Verurteilung Anspruch habe für einen ersten Antrag für offenen Vollzug. Da ich aber unschuldig bin und das auch immer verteidigen werde, werde ich niemals entlassen, da von mir erwartet wird, dass ich Kurse besuche um meine Reue zu zeigen und Gefühle für die Familie des Opfers (obwohl er gar keine Familie hat).

Von mir wird außerdem erwartet, dass ich an meinem Drogen und Alkoholkonsum arbeite, da der Staatsanwalt die Jury während des Prozesses davon überzeugt hat, dass der Mord nicht passiert wäre, wenn ich nicht Drogen und Alkohol konsumiert hätte. Ich möchte festhalten, dass ich 36 Jahre betrunken und stoned war und ich habe nur einmal eine Person physisch verletzt aus Gründen der Selbstverteidigung.

Warum gehst du in Berufung?

Ich gehe wegen folgender Gründe in Berufung:

Ich möchte, dass das Opfer in Frieden ruhen kann. Ich will das Label ´Mörderin´ loswerden. Außerdem sind neue Beweise ans Tageslicht getreten. Und am wichtigsten ist wohl, dass ich herausgefunden habe wo ich am 10. April 2007 war. Ich war mit meiner Psychologin einige Meilen weit weg von David Emery´s Haus. Außerdem hat Richard Owens (mein Mitbeschuldigter) drei Geständnisse gemacht, die aufgenommen wurden, wo er aussagt, dass er alleine für den Tod von David Emery verantwortlich ist. Eines dieser Geständnisse war gegenüber den Cops. Außerdem, wurde bei der DNA – ein Daumenabdruck auf dem Hals des Opfers – immer festgestellt, dass es nicht meine war.

Es gab so viel Korruption während meinem Prozess. Ich war einfach nicht auf die unzähligen Lügen vorbereitet. Meine juristische Vertretung während der Untersuchungshaft wurde dazu angehalten meinen Fall nicht zu vertreten 3 Wochen vor meinem Fall. Sie haben meine neue Vertretung am Tag des Prozesses getroffen. Sie hatten also keinerlei Unterlagen und wussten nichts über meinen Fall. Der Richter lehnte eine Vertagung des Verfahrens ab. Während also die Staatsanwaltschaft mehr als ein Jahr hatte sich vorzubereiten, konnte meine neue anwaltliche Vertretung mich nicht verteidigen, da sie nichts wussten.

Es gibt noch eine Menge mehr Gründe warum ich in Berufung gehe. Auf der Unterstützungswebsite werde ich die gesamte Geschichte erzählen und die ganze Korruption offen legen.

Was können wir von deinem Fall lernen?

Eine der Lehren die wir aus dem Fall erkennen müssen ist: wenn die Cops entscheiden das du schuldig bist, dann können sie dich gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft schuldig aussehen lassen. Ich lernte es auf dem harten Weg, das das System dich durchfallen lässt, wenn du kein angepasstes geregeltes Arbeitsleben hast.

Wie können dich Menschen unterstützen?

Ich wünsche mir Unterstützung, da ich perspektivisch erwarte in Berufung zu gehen und ich möchte das Leute Demos machen vor und im Gericht. Ich wünsche mir das Menschen mir schreiben, dich sich in ähnlichen Situationen befunden haben oder ihnen liebe Menschen, oder die wissen wie die Cops sein können.

Ich wünsche mit, dass Leute in ihren Nightclubs Flyer verteilen, so dass auch Durchschnittsmenschen von meinem Fall erfahren. Und ich möchte das mein Name in ganz Europa bekannt ist, weil ich zurück kämpfen muss und ich kraftlos bin solange ich im Knast lebe.

Was willst du denen sagen die an dir zweifeln?

An alle die zweifeln: Ich kann das keinem Mensch vorwerfen, da ich selber gezweifelt hab bevor mir das passierte. Ich wusste immer das das Gericht zu falschen Entscheidungen kommen kann. Trotzdem, bei so einer schwerwiegenden Anklage, denke ich sollte es mehr brauchen als Hörensagen und Indizienbeweise von unglaubwürdigen Zeug*innen. Wenn du also daran zweifelst, dass ich die Wahrheit sage, versuch dich an eine Zeit zu erinnern, wo du betrunken warst und die Hälfte von dem was du getan hast vergessen hast. Und stell dir dazu noch vor, dass die Cops seit Jahren darauf warten dich endlich dran zu kriegen. Dann verbinde die zwei Sachen. Was gibt es dann noch zu zweifeln?

Was ist der zeitliche Rahmen für deinen Berufungsprozess?

Momentan treffe ich mich mit einem Anwalt, der spezialisiert ist auf korrupte Fälle. Ich hatte andere anwaltliche Unterstützung, die viele Gründe zusammengetragen haben um in Berufung zugehen. Aber ich musste dafür selber zahlen. Mein neuer Anwalt ist ehrlich und versucht nicht die verletzliche Situation von Gefangenen finanziell auszunutzen. Er macht das, weil er selber bei den Cops und in korrupte Fälle involviert war. Nachdem er diese Korruption gesehen hat veränderte er sein ganzes Leben. Ich hab das Gefühl, dass er der Richtige ist um meine Unschuld zu beweisen.

Momentan reiche ich die Berufung ein und hoffe innerhalb eines Jahres im Berufungsgericht zu sein. Es war ein langer Prozess und ich hab sehr hart gekämpft um so weit zu kommen. Aber ich bin eine der Glücklichen da ich neue Beweise habe.

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Bristol ABC are asking comrades to support anarchist prisoner Sam Faulder.

About Sam and her case: Sam Faulder is an anarchist prisoner currently serving a life sentence in England. Sam is a miscarriage of justice who has done over ten years in the prison system.

She has been an anti-authoritarian her whole life and was relentlessly targeted by police because of her lifestyle choices. After serving nearly two years on remand, Sam’s trial was a disaster. Police corruption impacted her trial and her solicitor firm withdrew from her case three weeks before it began. Her need to appeal coincided with cuts to legal-aid and she has been trapped in the prison system ever since. She is now working with Cardiff University’s Innocence Project on her appeal. Learn more about her case and appeal here: http://freedomforsam.org/about/

About Sam’s health: After ten years experiencing every abuse imaginable, Sam was sadly diagnosed with cancer in 2016.  She has still not had treatment. She has experienced intense medical neglect while being imprisoned in a for-profit prison, HMP Peterborough, run by Sodexo. Read the full story of her cancer situation here: http://freedomforsam.org/sams-cancer-timeline/

Support Sam needs:

  • Please send letters and cards with solidarity messages to: Samantha Faulder A1209CF, HMP Foston Hall, Foston, Derby, Derbyshire, DE65 5DN
  • Please donate to her support fund: http://freedomforsam.org/donate/
  • Organise actions and dedicate them to Sam, this will mean the world to her!
  • Pay attention to the website for action alerts about her treatment
  • Share her story online

For more info please email bristol_abc@riseup.net

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