[Frankreich] Fresnes-Gefängnis: Ein Brief von Roberto (Operation Bialystok)

Quelle: attaque, übersetzt von abc wien

Auszug aus Number Zero / Freitag, 3. Juli 2020

Hinweis: Roberto wurde am 12. Juni auf Ersuchen der italienischen Justiz im Anschluss an die Operation Bialystok in Saint-Etienne verhaftet.

[…]

„Fresnes, 13. Juni, porco dio! (man spricht es Frèn aus)

Also, ciao, hier aus meinem neuen Zimmer, mortacci loro…

Ich bin also in Paris, weil sie mich nach Italien ausliefern wollen, ich weiß nicht, was sie mir anhängen wollen, aber ich weiß mehr oder weniger, dass es Terrorismus, kriminelle Verschwörung, Diebstahl, Brandstiftung und ich weiß nicht, was noch alles sein kann. […]

Aber fangen wir von vorne an.

Freitagmorgen, um sechs Uhr morgens, Schreie neben meinem Lastwagen, und sobald ich die Tür öffne, finde ich mich inmitten etwa zwanzig vermummten und bewaffneten Polizist*innen wieder, die mich bedrohen und mir sagen, ich solle mich nicht bewegen und sie könnten den Hund töten. Sie ziehen mich noch im Schlafanzug und barfuß aus dem Lkw, legen mich im Regen auf den Boden und legen mir Handschellen an. Sie nehmen mir den Hund weg und bringen ihn ins Tierheim. Dann bringen sie mich auf das Polizeirevier in Sainté, kurz nach Carnot, wo sie mich in Gewahrsam nehmen. Und dann höre ich einen kleinen Schrei. Nach verschiedenen administrativen Formalitäten bringen sie mich nach Paris. Es gibt fünf Autos, die nur für mich aus Paris gekommen sind, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Rom. Als ich in Paris ankam, wurde ich in Gewahrsam genommen, und heute Morgen ging ich vor Gericht. Ich möchte anmerken, dass ich von Sainté in Paris und die ersten 200 km mit Handschellen auf dem Rücken – ich sage nicht, wie sehr es weh tut – mit verbundenen Augen gefesselt war. Ich protestierte, und am Ende nahmen sie mir die Augenbinde ab und legten mir die Handschellen vor dem Körper an.

Heute Morgen haben sie vor Gericht entschieden, ob sie mich gehen lassen, ob sie mich ausliefern oder ob sie mich in Haft nehmen und auf mein Erscheinen warten… Und der Richter hat mich hierher überstellt. Ich habe einen Pflichtverteidiger und ich bin im Knast. Und ich möchte wirklich nicht an Italien ausgeliefert werden!

Nach dem Gericht haben sie mich ins Gefängnis gesteckt. Die üblichen Ankunftsprozeduren und sie steckten mich zu den Neuankömmlingen, ich bin für 14 Tage allein in einer Zelle zur Isolation wegen der Covid-Epidemie. Ich bin noch nicht lange genug hier, um zu verstehen, wie alles funktioniert…

Ihr könnt meine Gefängnisadresse verbreiten, jede*r, der*die möchte, kann mir schreiben.

Ansonsten ist meine Moral gut, ich bin gestresst davon, hier zu sein, aber ich werde durchhalten, und es ist sicher, dass ich mich nicht unterkriegen lasse, auch wenn es draußen verdammt nochmal besser ist!

Ich vermisse meine geliebte Freiheit. „

Die letzte Nachricht ist, dass Roberto letztendlich der Auslieferung zugestimmt hat und seine Haftprüfung am 8. Juli stattfinden wird. […]

Um den Gefährt*innen der Operation Bialystok zu schreiben:

Roberto Cropo
N° d’écrou : 1010197
Centre pénitentiaire de Fresnes
1, allée des Thuyas
94261 – Fresnes Cedex

Nico Aurigemma
Casa Circondariale di Terni
Strada delle Campore, 32
05100 – Terni (Italie)

Claudio Zaccone
CC di Siracusa
Strada Monasteri, 20
Contrada Cavadonna
96014 – Siracusa (Italie)

Flavia Di Giannantonio
C.C di Roma Rebibbia
Via Bartolo Longo, 72
00156 – Roma (Italie)

Francesca Cerrone
C.P. de Almeria-El Acebuche
Ctra. Cuevas-Ubeda, km 2,5
04030 – Almería (Espagne)

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