[Spanien] Solidarität mit Rodrigo

Quelle: indymedia

Solidaritätsaufruf zur Unterstützung eines Antifas der des Mordes an einem Nazi in Spanien beschuldigt wird

Rodrigo Lanza wird vom 4. bis 11. November wegen Mordes aus „niederen Beweggründen“[1] in einem Besonders schweren Fall vor Gericht stehen.

# Eine „schlecht gelaufene“ Schlägerei.

Am 8. Dezember 2017 kommt es in einer Kneipe in Saragossa zu einer Diskussion zwischen Rodrigo et Víctor Láinez. Letzterer ist ein Stadtbekannter Nazi [2] und unter anderem Mitglied bei den Falangisten. Auf seinen Hosenträgern sind Spanienflaggen zu sehen, das Symbol der spanischen Skinheads, er tritt aggressiv auf.

Laut Rodrigo beschimpft ihn Láinez als „sudaka de mierda“ (rassistische Bezeichnung gegenüber Südamerikaner*innen; Rodri ist chilenischer Herkunft) und der Ton wird rauer.

Rodrigo und seine Freunde verlassen die Kneipe um eine weitere Eskalation zu verhindern. Laut Rodrigos Aussage verlässt Víctor Láinez ebenfalls die Kneipe um mit einem Messer anzugreifen. Rodrigo verteidigt sich mit Faustschlägen, der Angreifer geht zu Boden und Rodrigo ergreift die Flucht. Erst am darauf folgenden Tag erfährt er, dass die einfache Kneipenschlägerei eine schwerwiegende Justizaffäre geworden ist: Víctor Láinez ist tot.

# Die Medien überschlagen sich

Ab dem darauf folgenden Tag produziert die spanische Presse Schlagzeiten zur „Hosenträger-Straftat“. Dazu muss gesagt werden, dass wir uns inmitten der Unabhängigkeits-Bewegung befinden und zahllose „pro-spanische“ Journalisten [3] gar den ersten Toten des „katalanischen Aufstandes“ im den Kontext anti-spanischer Gewalttaten einbetten (vgl. vermeintlicher „anti-weisser“ Rassismus). Auch wenn Rodrigo lange in Katalanien gelebt hat und dort Beziehungen zu den sozialen Bewegungen pflegt wird diese durchgeknallt-verkürzte Darstellung dennoch weitgehend von den Medien übernommen.

Doch vor allem Rodrigos Vergangenheit führt zu einer massiven Rezeption dieser Randnotiz. Im Februar 2006 war er im Rahmen einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen und der Polizei vor einem besetzten Haus festgenommen. Ein Polizist war schwer verletzt worden und die Obrigkeit musste um jeden Preis einen Schuldigen präsentieren. Rodrigo wurde also mit zwei seiner Gefährt*innen gefoltert und anschließend eingeknastet. Infolge einer Prozess-Maskarade wurde er trotz völliger Abwesenheit von Beweisen zu sechs Jahren Haft verurteilt. Eine ebenfalls beschuldigte Gefährtin brachte sich während ihrem Freigang um. 2013 wird diese Geschichte in einem Film [4] nacherzählt, der zur allgemeinen Überraschung den Preis des besten spanischen Dokumentarfilms des renommierten Filmfestivals in Vistoria-Gasteiz erhält. Alle Obrigkeiten werden in dem Film scharf kritisiert und die Sendung ist bei der Verbreitung im Öffentlichen Fernsehen in Katalanien ein Schlager. 

# Und jetzt das Verfahren

Seither hatte Rodrigo sein Leben in Saragossa neu aufgebaut – bis zu dieser traurigen Geschichte

Er wurde schnell verhaftet und gab die Schläge in der Notwehrsituation zu. Dann wurde er festgenommen und in Isolationshaft gesteckt. Die Staatsanwaltschaft fordert 25 Jahre Haft, denn er habe „willentlich den Mann angegriffen, getragen durch den Hass die seine Ideologie in ihm hervor rief“.

Die Kosten für seine gering betuchte Familie sind durch die Reisen (über 300 km), die psychologische Begleitung (er ist weiterhin isoliert), die Kantine und verschiedene Rechtskosten hoch. Wenn ihr helfen wollt die Kosten zu tragen, könnt ihr eine Spende an den Verein der Angehörigen und zur Unterstützung Rodrigos tätigen:

 

Associació Espai Trobada (ASSET)

ES93 3025 0002 4314 3342 9402 (Bank: Caixa d’Enginyers)

Als Betreff einer Überweisung muss „donación“ (Spende) angegeben werden.

Bei Summen die über 100 € gehen muss ein voller Name und die ID-Nummer eines Ausweispapieres angegeben werden

[1] Diese erschwerenden Beweggründe im spanische Strafrecht wurden einst geschaffen, um die hier häufigen faschistischen Straftaten besser verfolgen zu können und das Blatt angesichts der spanischen Geschichte zu wenden. Es gibt zusammenhänge die den 40 jahren Militärdiktatur offen nach trauern. Leider gehören teile der Strafverfolgungsbehörden zu diesen Nostalgikern und der Abschnitt wird heutzutage genutzt, um Antifas zu verfolgen und den „anti-spanischen“ Rassismus oder „Hass auf Polizisten“ zu bestrafen…

[2] Bilder und Beweise seiner Naziaktivitäten:

https://arainfo.org/la-ultraderecha-zaragozana-llama-a-la-venganza-por-l…

[3] Es gibt eine starke „espagnolistische“ Bewegung in Spanien, die stark aber nicht nur (die Sozen stellen auch eine solche Kraft dar) an das rechte Lager geknüpft ist und die eng mit der faschistischen Geschichte des spanischen Staates verknüpft ist. Seine wesentlichen Gegner*innen sind die Unabhängigkeitsbewegungen des Baskenlandes, Kataloniens, Galiziens

[4] Film mit englischen Untertiteln:

Film mit spanischen Untertiteln:

-->