[Kanada] Solidarität mit Cedar und Queer- und Trans*Anarchist*innen in Hamilton, Ontario

Quelle: its going down

Eine Solidaritätserklärung an diejenigen, die im sogenannten Ontario und darüber hinaus für das Verbrechen, sich gegen rechtsextreme Angriffe zu verteidigen mit Repression konfrontiert sind.

Eine befreundete Person traf es am besten mit der Aussage, die Cops in Hamilton hätten in ein „Wespennest gestochen“ als sie unsere*n geliebte*n Cedar verhafteten und weiterhin Queer- und Trans*-Anarchist*innen im sogenannten Hamilton, Ontario, ins Visier nahmen. Tatsächlich sind wir ein wütender Haufen von Queer- und Trans*-Anarchist*innen die in den sogenannten USA leben und viele unserer eigenen Identitäten und Kämpfe in der gegenwärtigen Situation in Hamilton wiederfinden und versuchen, unsere anhaltende Unterstützung und Solidarität mit Cedar und den Gefährt*innen in dieser schwierigen Zeit zum Ausdruck zu bringen.

Cedar wurde am Samstag, den 22. Juni, verhaftet, als die Polizei versuchte, Cedar mit einem Vorfall vom Wochenende in Verbindung zu bringen, bei dem weiße nationalistische Homophobe auf der Hamilton Pride Queer- und Trans*-Anarchist*innen angriffen und diese sich verteidigten. Wir unterstützen ihre mutigen Aktionen, halten es aber für notwendig darauf hinzuweisen, dass Cedar nicht einmal auf der Pride oder in der Nähe des Parks war, in dem sich alles abspielte. Eine andere queere Person stellte sich Montagnachmittag einem Haftbefehl und wurde wegen Verletzung einer Bewährungsstrafe angeklagt. In der Zwischenzeit sucht die Polizei weiterhin nach Personen, die sie beschuldigt, an den Vorfällen bei der Pride beteiligt gewesen zu sein. Weitere Verhaftungen stehen möglicherweise bevor.

Cedar befindet sich derzeit im Hungerstreik, um Druck auszuüben, damit der Termin für die Bewährungsanhörung möglichst schnell stattfindet. Zum Zeitpunkt ihrer*seiner Verhaftung war Cedar als Teil einer nicht-kooperierenden Anklagevereinbarung [noncooperating plea agreement] aufgrund der angeblichen Teilnahme an einer Anti-Gentrifizierungs Demo im vergangenen März auf Bewährung. Damals wie heute wurde Cedar vom Staat aufgrund seines*ihres Anarchismus ins Visier genommen. Beide Verhaftungen können als Vergeltung für Cedars lautstarken Widerstand gegen die Staatsmacht betrachtet werden.

Wir lehnen den Mythos der von Polizei, Provinzregierung und der lokalen Presse verbreitet wird, dass Queer- und Trans*-Anarchist*innen für den weißen rassistischen Angriff verantwortlich seien, ab. Es ist dringend erforderlich, dass Anarchist*innen in den sogenannten USA diesen Vorfall staatlicher Repression in Hamilton als Teil eines langen und vielschichtigen queer- und trans*-anarchistischen Kampfes verstehen, der Grenzen überschreitet und an dem wir alle beteiligt sind. Seit Jahrzehnten sehen viele von uns, neben unseren Gefährt*innen im sogenannten Kanada, unser queersein, unser trans*sein als untrennbar mit unserem Anarchismus verbunden und haben die beiden oft in einer Vielzahl von queer- und trans*-anarchistischen Tendenzen, Gruppen und Projekten zusammengeführt, während gleichzeitig grenzüberschreitende Solidarität geleistet wird. Wir wissen, dass jede Art von befreiter Gesellschaft sowohl persönliche als auch politische Veränderungen mit sich bringen muss, wenn wir für die Zerschlagung der Institutionen der Herrschaft kämpfen.

Wir fordern Anarchist*innen, queer und trans*-Personen und alle, die sich für die Befreiung in den sogenannten USA einsetzen auf, am Freitag, 28. Juni in Solidarität mit den Queer-Anarchist*innen im sogenannten Hamilton zu handeln und den Aufruf zum Handeln weiter zu verbreiten.

Mit ungeheurer Liebe und Wut,

einige Queer- und Trans*-Anarchist*innen in den sogenannten USA

P.S. Wir wissen, dass sich Gerichtskosten schnell summieren können – also spendet, wenn ihr könnt – per paypal: hetower [at] riseup [dot] net    mit dem Betreff: “legal fees”

 


 

Lasst die Anklagen fallen! Befreit Cedar! Bericht über den Aktionstag

quelle: its going down

Überblick über die Welle der Solidarität, die am 28. Juni anlässlich des Aufrufs zur Solidarität mit Cedar und anderen, die von Repressionen betroffen sind, stattgefunden hat. Um die vollständige Zusammenfassung und die Fotos zu sehen, schaut euch die North Shore Counter-Info-Seite an.

Am Freitag, den 28. Juni, forderten wir einen Tag der autonomen Aktionen, um alle Anklagen gegen die Pride Verteidiger*innen fallen zu lassen und Cedar sofort zu entlassen. Dieser Aktionstag folgte auf die wiederholten Schikanen von queeren Personen durch die Polizei, Stadträt*innen, Bürgermeister Fred Eisenberger und Rechtsextremen seit den Zusammenstößen auf dem Hamilton Pride Festival.

Der 28. Juni war auch der 50. Jahrestag der Stonewall-Riots in New York, die die modernen Queer- und Trans*-Liberation-Bewegungen hervorbrachte und wir als Pride kennengelernt haben. Zurück zu unseren Wurzeln: Dieser Aktionstag war kein Musikfestival, es gab keine eingeladenen Banken, keine Persönlichkeiten, keine Prominenten, keine Gremien, keine Polizist*innen, keine CEO’s. Unser Aktionstag war einer für Menschen, die zusammenkamen und die stückweisen Toleranz-Angebote ablehnten und Befreiung forderten. Das ist unser Stonewall. Das ist unser Bathhouse Riot*.

Es gab über 47 Aktionen auf der ganzen Welt, die auf unseren Aufruf reagierten, mit Graffiti, Postern, Aufklebern, Märschen [marches], Kundgebungen, Demonstrationen, Soli-Telefon-Aktionen, Solidaritätsbotschaften und Spendenaktionen. Es hat uns immer wieder zu Tränen gerührt, die Liebe zu sehen, die die Menschen zu geben haben, und ermutigt unsere Forderung, die Anklagen fallen zu lassen und Cedar freizulassen.

Wir haben alle Aktionen, die mit uns geteilt wurden, zusammengefasst. Bitte haltet euch über die Entwicklungen auf dem Laufenden, da das alles noch lange nicht vorbei ist.

Teilnehmende Städte: Hamilton (x8), Thunder Bay, Peterborough (x3), Orillia, Barrie, London, Toronto (x4), Kitchener (x2), Kingston, Rural Ontario, Montreal (x3), Calgary, Edmonton (x2), Gidimt’en, Hazelton, Halifax, Philadelphia, Minneapolis, San Francisco, Seattle, Chicago (x2), Detroit, Richmond, St. Louis, Rural Vermont, Berlin, Manchester, Helsinki, Rural Scotland und Barcelona.

 

* Am 5. Februar 1981 kam es in Toronto, Kanada, zu Hausdurchsuchungen in vier Badehäusern der Schwulenszene. Dabei kam es zu über 100 Verhaftungen und in deren Folge zu Massendemonstrationen, die zu einem wichtigen Bezugspunkt der LGBTQ*-Bewegung in Kanada wurden, vergleichbar mit den Stonewall-Riots in New York.

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