[Deutschland] Gefangener schreibt auf Indymedia

Quelle: GG/BO Soligruppe Berlin

Peter Reitenbach, Gefangener aus der JVA Neumünster, hat auf Indymedia einen Artikel zu seiner Inhaftierung, prügelnden Cops und seiner Situation im Knast verfasst und damit die Isolation gebrochen. Brecht sie auch und schreibt Peter!

Den Artikel von Peter findet ihr hier.

Peters Artikel auf Indymedia:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Vorab möchte ich betonen, dass der folgende Sachverhalt bestens dokumentiert ist, und er, infolge dessen, der reinen Wahrheit entspricht! Ggf. lade ich Sie herzlich ein, mich in der hiesigen JVA aufzusuchen, um meine Prozessakte, etc., einzusehen.

Am 22.7.2018 geriet ich in eine Polizeikontrolle. Da ich mich nicht ausweisen konnte, sollte ich die Beamten, Hansen und Thiele, von der Wache „Blume 2-4“, in Kiel, auf ihr Revier begleiten. Dort eröffnete man mir den Tatvorwurf des Einbruchdiebstahls. Die Beamten weigerten sich, meinem Alibi nachzugehen. Daraufhin wurde ich ausfallend und wurde dann von etwa 5- 6 Polizisten zusammengetreten, während ich gefesselt am Boden lag. Ich bekam einen Nervenzusammenbruch, nachdem ich aus der Wache rausgetreten wurde und beging einen Hausfriedensbruch/Vandalismus. In diesem Zusammenhang erging dann, am 23.7.2018, Haftbefehl gegen mich – wg. Einbruchs. Soweit – so gut!

Vier Monate später – also im November – wurde dieser Haftbefehl um 3 weitere Punkte erweitert – inkl. der entsprechenden Anklage. Nun soll ich die Beamten angegriffen und 2 weitere Einbrüche begangen haben. In dem Verfahren wurden Finger-, Fuss- Faser- und Blutspuren, sowie Fotos erbracht. All diese erheblichen Beweise hält die Staatsanwaltschaft zurück. Stattdessen, um den Haftrbefehl, das Verfahren, überhaupt eröffnet zu bekommen, beruft er sich, in betrügerischer Absicht, auf ein Geständniss, dass ich nie gemacht habe, und führt meine Entlasstungszeugen als seine Belastungszeugen an. Ausserdemwurde ich, in den 2 Einbruchsfällen, jeweils 3-fach zeugenschaftlich entlastet. Dennoch hat mir die Richterin, Fr. Dr. Stelling, vom Amtsgericht Nms [Neumünster], mich zu 1,5Jahren verurteilt. Meine Haftbeschwerde wurde, von Fr. Dr. Runge, ebenfalls vom AG/Nms [Amtsgericht Neumünster], unbegründet abgelehnt. Und trotzdem mein Strafmass, sowie das gesamte Urteil, zu 100% der Forderung der Staatsanwaltschaft, Hr. Dr. Pansa, vom Landgericht Kiel, entspricht, hat dieser ebenfalls vom Rechtsmittel der Berufung gebraucht gemacht. Das wiederrum soll mir signalisieren: wemm ich nicht den Mund halte, gibt’s noch mehr Knast und geschieht, meiner Logik nach, um die Misshandlung der Polizei zu verschleiern. Möglich wird dieses inquisitorische Vorgehen vor allem erst, weil der mir aufgenötigte PFlichtverteidiger, Hr. Dr. Berthold/ Kiel, tatenlos rumsitzt. Ihm habe ich inzwischen mehrfach, und im Sinne des §137 StPO „gekündigt“, aber er weigert sich wehement, mein Mandat abzulegen. Vom Beginn meiner Inhaftierung an verwährt mir die JVA Neumünster nahezu jedwede medizinische Behandlung, um mich daran zu hindern, meine Traumata zu belegen. Stattdessen sehe ich mich mit psychologischer Folter konfrontiert und leide unter anderem an PTBS. Ausserdem unterbindet man nahezu jeden meiner Kontaktversuche zur Aussenwelt. Liebe Grüsse, an dieser Stelle an alle meine Lieben. Und da es da draussen, in der Öffentlichkeit, ja offenbar immernoch so viele Menschen gibt, die den Standpunkt vertreten: „Ach, in Deutschland kommt man doch nicht einfach so – unschuldig – ins Gefängniss!“ denen sage ICH, der ich bestens informiert und direkt im Geschehen, bin: „Die Zeiten sind längst vorbei“ Allein ich sitz jetzt min. zum 10-ten X unschuldig, bzw. zumindest fast. Und ich bin noch lange kein Einzelfall. „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst,…“ Das bedeutet eben nicht, dass wir Gefangenen zu blöd wären, um uns nicht erwischen zu lassen. Und erst recht nicht, das es in deutschen Haftanstalten so schööön ist, wie es häufig propagiert wird, sodass wir am liebsten erst garnicht mehr entlassen werden wollen würden. NEIN! Das bedeutet, dass wer 1x in die Fänge der Justiz gerät, so einfach nicht mehr vom Haken gelassen wird. Allerdings betrifft dieser Aspekt unserer „modernen Rechtssprechung“ vor allem, und gerade, die Ärmsten der Armen. Warum? Nun, der „moderne Strafvollzug“ ist inzwischen zu einem multinationalen Wirtschaftszweig „aufgeblüht“. Wir sprechen in diesem Zusammenhang tatsächlig über Arbeitslager, nicht unähnlich derer des NS- Regiems. Hier werden die Menschen gezwungen, den ganzen Monat zu schuften, – für einen „lohn“, der in den Nullbereich tendiert. Wir haben keine Arbeitslosen- oder Unfallversicherung, keine Altersvorsorge, oder gar Gewerkschaftsschutz. Beugen wir uns diesen mafiösen Machenschaften nicht, verfügen die Anstalten, im Rahmen der sogenannten „Sicherheit + Ordnung“, über einen enormen Katalog an disziplinarischen Maßnahmen. Die sogenannten „Resozialisierungsmaßnahmen“ – so es denn überhaupt mal welche gab, dienen heutzutage nur noch als Alibifunktion um EU- Fördergelder abzugreifen. MEdizinische Versorgung, vor dem Hintergrund des hypokratischen Eides ist, völlig utopisch. Hier sprechen wir eher von Handlungsanweisen des Hrn. Mengele.

Wenn es dort draussen Jemanden gibt, der einmal einen Einblick davon bekommen möchte, wie Justizia heutzutage vorgeht, der sei ausserdem recht herzlichst eingeladen, am 15. April 2019, meiner Berufungsverhandlung, vor dem LAndgericht Kiel, beizuwohnen.

Solidarische Grüsse an alle meine Leidensgenossen + „die feine Gesellschaft“

P. Reitenbach

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