[Österreich] Vorwurf Sachbeschädigung vs. Vorwurf Kriegsverbrechen / accusation of property damage vs. accusation of war crimes

Quelle: resistrepression.noblogs.org

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Rheinmetall – Vorwurf Sachbeschädigung vs. Vorwurf Kriegsverbrechen

September 2019: Vier Personen wird vorgeworfen Transparente („Rheinmetall Entwaffnen“) und ein Graffiti („Blut an euren Händen“) an der Außenmauer der Firma Rheinmetall in Wien Liesing angebracht zu haben. Eine Person wurde deswegen direkt vor dem Firmengelände festgenommen; drei weitere Personen wurden später in der ungefähren Gegend aufgegriffen. Die Polizei hatte laut Presseberichten mit Hubschraubern nach weiteren „Sprayern“ gesucht.

Den Festgenommenen wurde Sachbeschädigung zur Last gelegt, woraufhin 
bei drei der Personen Hausdurchsuchungen stattfanden.

Den Höhepunkt der Repression stellt jedoch die Abschiebung nach Deutschland und ein 10-jähriges Aufenthaltsverbot in Österreich für einen der Festgenommen (dt. Staatsbürger) dar. Die Polizei in Kooperation mit dem BFA führte die Abschiebung noch am selben Tag durch. Das Einreiseverbot wurde jedoch ein paar Monate später als rechtswidrig von einem Gericht aufgehoben.
Dieses Vorgehen, Abschiebung als Psychoterror einzusetzen und einen möglichst großen Schaden im Leben der abgeschobenen Person anzurichten, ist ein gutes Beispiel, wie brutal die Staatsgewalt versucht, einem Rüstungsunternehmen zur Seite zu stehen und unliebsamen Protest mundtot zu machen. Gleiches gilt für den haltlosen Vorwurf einer kriminellen Vereinigung in der ursprünglichen Anzeige der Polizei, um das Ausmaß der Repression rechtfertigen zu können.


Das heute stattfindende Gerichtsverfahren nehmen wir zum Anlass um einmal mehr das Augenmerk auf die Firma Rheinmetall, die sich als Privatbeteiligter an dem Verfahren gegen die Angeklagten beteiligt, zu richten.
Das Werk von „Rheinmetall MAN Military Vehicles Österreich“ in Wien Liesing stellt nach eigenen Angaben jährlich rund 2000 bis 2500 Kriegsfahrzeuge her, die sie weltweit an 62 verschiedene Kriegsparteien, bzw. Armeen verkaufen.
Weiterhin negativ aufgefallen ist das Werk in Wien 2017 durch die Kündigung des Betriebsrat Mesut Kimsezis, nach dem dieser Fragen nach illegalen Panzerexporten an Saudi-Arabien und die Verwicklung dieser Waffen in den Bürgerkrieg im Jemen gestellt hatte. Rheinmetall nutzte dies zum Vorwand, um eine unliebsame Person los zu werden, obwohl die Exporte vielfach von  Medien nachgewiesen worden waren.

Die Firma Rheinmetall als Ganzes hat noch wesentlich mehr Dreck am Stecken:

Der Konzern beteiligt sich mit seinen Produkten an der Militarisierung der Grenzen weltweit zur tödlichen Abwehr von Geflüchteten, z.B. in Europa, Syrien oder Algerien. Außerdem ist er an der Entwicklung von Überwachungstechnologie und -software beteiligt, wie sie in zahlreichen Staaten zur Unterdrückung jeglicher politischer Opposition eingesetzt wird.
In dem Werk der Tochterfirma von Rheinmetall in Südafrika werden bei dem Bau von Bomben und Munition immer wieder Arbeiter*innen durch Explosionen getötet oder schwer verletzt.
Auch umgeht die Firma konsequent Exportverbote in Krisenregionen. Durch Tochterfirmen beispielsweise in Südafrika oder auch auf Sardinien werden z.B. Bombenlieferungen an Saudi-Arabien getätigt, da die Tochterunternehmen nur an die jeweiligen nationalen Regeln anstelle der deutschen Exportvorschriften gebunden sind. Saudi-Arabien beispielsweise führt im Jemen-Krieg seit 2015 eine Militärkoalition an. Seitdem starben dort laut UN rund 233.000 Menschen und die Situation gilt als die aktuell größte humanitäre Katastrophe mit vielen Millionen Menschen die von Hunger und Gewalt betroffen sind.
In die Türkei lieferte Rheinmetall immer wieder Leopard-Panzer. Die Türkei setzt diese Panzer u.a. bei der völkerrechtswidrigen Besatzung von Afrin, einem Gebiet in Nordsyrien, Angriffen auf die anderen Teile des kurdischen Teils Syriens (genannt Rojava) und auch gegen die kurdische Bevölkerung in der Türkei ein. Seit 2016 ist Rheinmetall an einem Joint-Venture in der Türkei beteiligt, durch welchen nun direkt im Land Panzer von einer Tochterfirma Rheinmetalls hergestellt werden (was etwaige Export-Verbote oder Saktionen zur Makulatur werden lässt).
2020 wurden Militärfahrzeuge und Mörsergranaten von Rheinmetall und MAN direkt mit Kooperation der Türkei in den Bürgerkrieg nach Lybien geliefert, wie durch Recherchen belegt wurde.
Diese forgesetzte Kreativität, Exportverbote zu umgehen und die eigenen mörderischen Produkte für Profite umzusetzen, zeigt die kriminellen Energien, welche sich in der Branche auszahlen.

Die Geschäfte laufen momentan dank weltweiter Aufrüstung äußerst gewinnbringend.

So meldet auch das Werk in Liesing trotz Wirtschaftskrise volle Auftragsbüchern. Die Firma setzt alles daran, an einer kriegerischen Zukunft mitzugestalten. So ist sie maßgeblich an der Entwicklung neuer Technologien in der Kriegsführung beteiligt, wie beispielsweise an der Produktion von Laserwaffen, wie sie momentan die deutsche Bundeswehr auf einem Marine-Schiff testet. Von einer Gefährdung der Allgemeinheit durch das Unternehmen ist also unbedingt auszugehen.

Daher schlußfolgern wir, dass vielmehr Rheinmetall und andere Rüstungskonzerne anzuklagen sind, als alle Personen, die auf deren Verbrechen hinweisen, und wir schließen uns der südafrikanischen Aktivistin Rhoda-Ann Bazier an: Lasst uns „Rheinmetall stoppen, bevor noch mehr Menschen sterben!“

 


 

Rheinmetall – accusation of property damage vs. accusation of war crimes

September 2019: Four people are accused of placing banners („Disarm Rheinmetall“) and graffiti („Blood on your hands“) on the outer wall of the Rheinmetall company in Vienna Liesing. One person was arrested for this directly in front of the company premises; three other people were later apprehended in the approximate area. According to press reports, the police had used helicopters to search for further „sprayers“.

Those arrested were charged with damage to property, 
and three of them had their houses searched.

The highlight of the repression, however, was the deportation to Germany and a 10-year residence ban in Austria for one of the arrested persons (a German citizen). The police in cooperation with the BFA carried out the deportation on the same day. However, the latter was overturned as illegal by a court a few months later.
This procedure of using deportation as psychological terror and causing as much damage as possible to the life of the deported person is a good example of how brutally state power tries to stand by an arms companys and silence unwelcome protest. The same applies to the baseless accusation of a criminal organization in the original police complaint in order to justify the extent of the repression. This is the procedure used by the Austrian police to silence resistance.
We take today’s court proceedings as an opportunity to once again draw attention to the company Rheinmetall, which is involved in the proceedings against the defendants as a private party.
The plant of „Rheinmetall MAN Military Vehicles Austria“ in Vienna Liesing produces, according to its own information, about 2000 to 2500 war vehicles per year, which they sell to 62 different warring parties, respectively armies worldwide.
The plant in Vienna continued to attract negative attention in 2017 with the dismissal of works council member Mesut Kimsezis after he raised questions about illegal tank exports to Saudi Arabia and the involvement of these weapons in the civil war in Yemen. Rheinmetall used this as a pretext to get rid of an unwelcome person, although the exports had been proven many times by the media.

The Rheinmetall company as a whole has much more dirt on it:

The corporation participates with its products in the militarization of borders worldwide for the deadly defense against refugees, e.g. in Europe, Syria or Algeria. It is also involved in the development of surveillance technology and software, as used in numerous states to suppress any political opposition. In the plant of Rheinmetall’s subsidiary in South Africa, workers are repeatedly killed or seriously injured by explosions during the construction of bombs and ammunition.

The company also consistently circumvents export bans in crisis regions. Through subsidiaries in South Africa or Sardinia, for example, bombs are supplied to Saudi Arabia, as the subsidiaries are only bound by the respective national rules instead of the German export regulations. Saudi Arabia, for example, has been leading a military coalition in the Yemen war since 2015. Since then, around 233,000 people have died there, according to the UN, and the situation is currently considered the biggest humanitarian disaster with many millions of people affected by hunger and violence.
Rheinmetall has repeatedly supplied Leopard tanks to Turkey. Turkey uses these tanks, among other things, in the illegal occupation of Afrin, an area in northern Syria, attacks on the other parts of the Kurdish part of Syria (called Rojava) and also against the Kurdish population in Turkey. Since 2016, Rheinmetall has been involved in a joint venture in Turkey, through which tanks are now manufactured directly in the country by a Rheinmetall subsidiary (making any export bans or sactions moot).
In 2020, military vehicles and mortar shells from Rheinmetall and MAN were delivered directly to the civil war in Libya with the cooperation of Turkey, as has been proven by research.
This continued creativity to circumvent export bans and implement their own murderous products for profits shows the criminal energies that pay off in the industry.

Business is extremely profitable at the moment thanks to worldwide armament.

Thus, the Liesing plant is reporting full order books , despite the economic crisis. 
The company is doing everything it can to help shape a warlike future. For example, it is heavily involved in the development of new technologies in warfare, such as the production of laser weapons, which the German armed forces are currently testing on a naval ship. It must therefore be assumed that the company poses a threat to the general public.

Therefore, we conclude that the ones to be indicted are rather Rheinmetall and other arms companies than all the people pointing out their crimes, and we join South African activist Rhoda-Ann Bazier: Let’s „Stop Rheinmetall before more people die!“

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