[Schweiz] Tattoo Circus Zürich grüsst zurück

Quelle: barrikade

lieber freund und gefährte,

was für eine wundervolle überraschung, flaschenpost von dir zu erhalten! sie erfüllt nicht unsere sehnsucht nach antworten auf die immer wiederkehrenden fragen nach deinem wohlergehen. doch es tut gut, einen winzigen blick darauf zu erhaschen, wie es dir ergeht. es ist aufwühlend zu wissen, dass diese worte tatsächlich in deinem kopf umhergewandert sind, um dann auf verschlungenen pfaden zu uns zu finden. in zwei sprachen übersetzt haben sie uns am tattoo circus und darüber hinaus begleitet und beschäftigt. hier eine kleine sammlung von sätzen, die menschen am tattoo circus für dich zusammengetragen haben:

* „ Grussworte, die zu Beginn des „Bundeslager sabotieren!“ – Inputs verlesen wurden: Grüssen möchte ich an dieser Stelle meinen Freund und Gefährten, der sich auf so selbstverständliche und wunderbare Art und Weise seinen Verfolgern entzieht. Mit ihm und anderen Gefährt_innen nahm der Kampf gegen das Bundeslager Juchhof Gestalt an. Das folgende Zitat ist ihm und allen anderen Gefährt_innen , die ihren Kampf im Irgendwo weiterführen, gewidmet.
Schauen wir uns selbst an, wenn wir den Mut dazu haben, und sehen wir, was mit uns geschieht. Zunächst müssen wir ein unerwartetes Schauspiel über uns ergehen lassen: den Striptease unseres Humanismus. Da steht er also ganz nackt da, kein schöner Anblick. Es war nur eine verlogenen Ideologie, die ausgeklügelte Rechtfertigung der Plünderung. Seine Empfindsamkeit und seine Preziosität waren ein Alibi für unsere Aggressionen. Sie sehen gut aus, unsere Gewaltlosen: weder Opfer noch Henker. Kommt mir bloss nicht damit! Wenn ihr keine Opfer seid, wenn die Regierung, für die ihr gestimmt habt, wenn die Armee, in der eure jungen Brüder gedient haben, ohne Hemmung oder Gewissensbisse einen „Völkermord“ unternommen haben, dann seid ihr unzweifelhaft Henker. Und wenn ihr euch dafür entscheidet, Opfer zu sein, ein oder zwei Tage Gefängnis zu riskieren, so habt ihr nur beschlossen, eure Hände aus dem Spiel zu ziehen. Aber ihr könnt sie nicht herausziehen, sie müssen bis zum Schluss drinbleiben. Seht doch endlich folgendes ein: wenn die Gewalt heute abend begonnen hätte, wenn es auf der Erde niemals Ausbeutung oder Unterdrückung gegeben hätte, dann könnte die demonstrative Gewaltlosigkeit vielleicht den Streit besänftigen. Aber wenn das ganze System bis zu euren gewaltlosen Gedanken von einer tausendjährigen Unterdrückung bedingt ist, dann dient eure Passivität nur dazu, euch auf die Seite der Unterdrücker zu treiben. Ihr wisst genau, dass wir Ausbeuter sind. (Sartre, Vorwort zu: Die Verdammten dieser Erde von Frantz Fanon)
P.S. Dank an die Orga-Crew des Tattoo-Circus für diesen Schmunzler: Die Stadt Zürich forderte im Vorfeld den Aufruf zu Gewalt und Verbrechen (Kurzbeschrieb des Bundeslager – Inputs) von der Webseite zu löschen. Das Begehren wurde mit dem Hinweis, der Staatsschutz sei schon eingeschaltet, beantwortet.“

* „hello! It was so nice to receive your letter here in zurich and read the message from you. We are thinking of you always and wishing all the best for your journey and safe return when it is time for that.„

* „Que te vaya todo bien compa!“

* „Hello comrade. Life on the run is tough. But every challenge brings you closer to life – important turns and gives a tremendous expierence. Somebody might see the life on the run as a defeat… Well. Speaking the words of Ed Mead, gay liberationist and member of Men against sexism and George Jackson Brigade, „we learn a thousand times more from our defeats, than from our victories“. Good luck, with solidarity from among the anarchists during Tattoo circus event.“

* „hallo mein freund. du bist mit uns, in worten und taten, bei unseren worten und taten… deine worte haben einmal mehr mein herz erwärmt, auch wenn immer auch trauer mitspielt wenn ich an dich denke. ich vermisse dich sehr und freue mich schon unglaublich darauf, dich wiederzusehen, auch wenn noch nicht zeit dafür ist. alles gute auf dem weg und viel kraft.“

* „GOOD LUCK. I hope you have funny moments.“

* „weit weg von „pieksender farbe“, dröhnender musik, disskusionen und geschwätz, sitz ich unter dem baum, lausche dem wind, froh darüber, dass deine worte aus der flaschenpost auch bei mir angekommen sind,
als ob ich die stimmen aus unseren gesprächen wieder hör, dein gesicht wieder klar vor mir seh, die erinnerungen wie ein echo wiederkehrn, danke für die worte, sie bewegen mirch sehr,
es gibt kaum zeit zu verharren, im wissen um die kalten grauen mauern die uns alle umgeben, doch das brauch ich dir nicht sagen/klagen, so bewegen wir uns langsam – mal geschwind,
voller vorfreude auf die ersten grauen haare, schmeiss ich dir viel mut und kraft, wut und freude in den wind, in gewissheit, dass er sie zu dir tragen wird.“

* „hi our companion, we think you always, you are here, with us, always in my heart, your determination is for me a big exemple. BIG HUG and GOOD TRAVEL. Ciao“

und es gab noch viele weitere, die aus zeitlichen oder anderen gründen keine eigenen worte für dieses schreiben gefunden haben. in meinem „einfassenden geschreibsel“ spreche ich von „uns“, gestützt auf worten aus gesprächen rund um dich und deine situation. denn gerne und oft denken wir an mit dir geteilte erlebnisse und ideen. sei versichert, du begleitest uns in allen zeiten, in unseren herzen, gedanken und taten. deine mutige entscheidung für die freiheit inspiriert und stärkt uns. und doch, wir vermissen dich sehr! dein fehlen erinnert schmerzlich daran, für wie selbstverständlich wir etwas nehmen, wenn es da ist. erst die abwesenheit zeigt uns erneut die flüchtigkeit eines jeden moments. doch dies ist auch ein tröstlicher, schöner gedanke, da er ebenso die vergänglichkeit des vorherschenden weltgefüges aufzeigt. was wiederrrum mut macht, die veränderung und auch den schmerz freudig anzunehmen und den bruch versuchen voranzutreiben. in diesem sinne senden wir dir nun, verspätet, diese worte, mut, liebe, tiefen respekt und wärmende umarmungen raus in die welt. in der hoffnung, dass sie dich erreichen und bestärken.

im herzen und in taten verbunden, freuen wir uns auf das kommende.
einige freund*innen und gefährt*innen

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