Die Krise als Moment der sozialen Herrschaft

Quelle: panopticon.blogsport.eu

von Juanma Agulles / Ekintza Zuzena

Dieser Artikel wurde nach der „Krise“ von 2009 geschrieben, von eindrucksvoller Aktualität

1) Eine der schlimmsten Folgen der Konsolidierung des Diskurses über „die Wirtschaftskrise“ ist das Wiederauftauchen linksgerichteter Tendenzen/Ideen, die einen Refrain singen, der mehr oder weniger so klingt wie „wir hatten es schon gesagt: der Kapitalismus versinkt von selbst, und jetzt sind wir dran“.

Es ist klar, dass ihre Proklamationen und ihre Vorstellung von der Finanzkrise als einer vorrevolutionären Phase Lichtjahre von einer Realität entfernt sind, in der die sozialen Konflikte in den am stärksten von der Rezession betroffenen Ländern völlig eingedämmt sind.

Aber diese Trennung von der Realität ist nichts Neues für einige revolutionäre Grammatiken, die ihr Subjekt verloren haben und seit langem in der fantastischen Welt der Wahren Lehre leben. Deshalb wird der Diskurs über die Krise für sie als eine Gelegenheit präsentiert, ihre abgenutzte Rhetorik an der neuen Fetisch-Konzept zu verankern, und sie halten an so bedeutungslosen Parolen wie „die Krise, die von den Reichen bezahlt werden muss“ fest.

Durch Unterlassung die Idee zu festigen, dass es vor dieser angeblichen Katastrophe etwas Ähnliches wie eine Gesellschaft im vollen Aufstieg zum ewigen Glück gab. Dass die Arbeiterklasse in ihrer angeborenen Güte nicht an dem zehnjährigen Fest teilgenommen hat, das das, was uns heute erzählt wird, vorbereitet hat, ist das Ende des Kapitalismus.

Als Kulisse ihrer ideologischen Flämmchen, befindet sich der Aufruf für die Stärkung des Staates in seiner Rolle als Garant einer realen und produktiven Wirtschaft angesichts der üblen Spekulations- und Finanzwirtschaft. Daher ist jede Ähnlichkeit der Realität mit ihrer Analyse des Kapitalismus rein zufällig. Anstatt etwas zu klären, nehmen sie es auf sich, die Wahrheit der Dinge so weit wie möglich zu verschleiern und bieten ihre vereinfachenden Erklärungen an, die perfekt zu der Theologie passen, die ihre Doktrinen inspiriert.

Das Schlimmste ist, dass diese selbsternannten „antikapitalistischen“ Behauptungen dazu bestimmt sind, von denen gehört zu werden, die auf eine verstärkte staatliche Einmischung in öffentliche Angelegenheiten als Mittel zur Reaktivierung der Wirtschaft setzen. Die Tatsache, dass die größte Offenbarung der selbsternannten libertären Ökonomen – wir werden sie später zitieren – darin besteht, den Trend des sinkenden BIP umzukehren, gibt den Maßstab dafür, wo die Sozialkritik steht.

So können wir uns in Bereichen befinden, die ihre libertäre Reinheit mit einem parlamentarischen und staatstragenden Antikapitalismus beanspruchen, mit einem starken Glauben an die Möglichkeit, verlorene Produktivität durch eine Neuauflage des Keynesianismus in Verbindung mit der monströsen Selbstverwaltung des Produktionsapparates wiederzuerlangen. Jeder ihrer „Vorschläge“ kann selbst von den erbittertsten Technokraten und Experten aufgegriffen werden, die immer bereit sind, ihre Wirtschaftsrezepte, die in den Foren der alternativen Globalisierung seit langem diskutiert werden, zu erweitern. Alles scheint darauf hinzuweisen, dass die Zeit für sie gekommen ist, Teil dieses globalen Krisenkabinetts zu werden.

Der Chor wird so weit gehen, uns zu sagen, dass diejenigen, die bis vor kurzem dieses System unterstützt haben, durch die Kraft der Tatsachen „antisystemisch“ geworden sind, und dass wir alle von nun an so sein müssen, weil wir keine andere Wahl haben werden.

2) Zunächst einmal sollte uns jede wirtschaftliche Erklärung zeigen, wie es möglich ist, dass es Banken gibt, die weiterhin Gewinne machen, und dass der Luxuskonsum nicht nur nicht abnimmt, sondern zunimmt, seit die Begriffe “ die Krise“ eingebaut wurden, vor allem dank Fernsehen, Radio und Ökonomen aller Zeichen, die sich auf die Erklärung dieser Krise eingelassen haben.

Danach, und obwohl es unglaublich erscheint, dies zu sagen, werden sie uns überzeugen müssen, warum es vor etwas mehr als einem Jahr keine Krise gab. Warum die Todesfälle durch Unterernährung und periodische Hungersnöte, das durch endlose Kriege verbrannte Land, die fortschreitende Vergiftung von Wasser, Luft und Ackerland, die Zerstörung der ländlichen Umwelt, das Wachstum von übermäßig verwahrlosten Vierteln in den ärmsten Megalopolen (A.d.Ü., Großstädte) der Welt, die wilde Urbanisierung der Küsten und die fortschreitende Wüstenbildung, die grausame Unterdrückung der Einwanderung und die Verbreitung neuer, demokratisch geschützter Konzentrationslager in „entwickelten“ Ländern, die antiterroristischen Ausnahmemaßnahmen, mit denen der Polizeistaat bei seiner Aufgabe, jede soziale Bewegung zu vernichten, weiter voranschreitet, das wachsende Elend in obszön opulenten Gesellschaften… warum all dies keine „Krise“ war.

All diejenigen, die versucht haben, uns auf gelehrte Weise zu erklären, was vor sich geht – und dabei versuchen, ideologisch das Pferd beim Schwanz aufzäumen – vergessen systematisch, dass die wirtschaftlichen Rezessionen des Kapitalismus Momente der Vertiefung der sozialen Herrschaftsbeziehungen sind; dass es in diesem wirtschaftlichen Abschwung darum geht, die Interessen bestimmter Machtgruppen gegen das Auf und Ab einer seit mehr als zwei Jahrhunderten katastrophalen industriellen Produktionsweise zu schützen.

Es muss sofort gesagt werden: Die Rezession wird das kapitalistische Produktionssystem oder die Staaten, die es unterstützen, nicht beeinträchtigen – unglücklich für diejenigen, die eine Gelegenheit gesehen haben, die Fahnen der revolutionären Arbeiterklasse und der selbstorganisierten (A.d.Ü., im Original wird das Wort „Asamblea“ verwendet, was Vollversammlung beudetet, dabei geht der anti-autoritäre und horizontale Charakter solcher Organisierungsform hervor) Selbstverwaltung abzustauben. Die Kritik am Kapitalismus basiert auf dem Argument, dass er sich derzeit „in der Krise“ befindet, d.h. implizit, dass er funktioniert hat, als es noch keine Rezession gab.

Vielmehr wäre zu erklären, wie es zu einer solchen Periode der Akkumulation von Mehrwert auf der Ebene des spanischen Staates ohne Produktivitätssteigerung kommen konnte.

3) Der so genannte „Immobilienboom“, der in den letzten etwa zehn Jahren stattgefunden hat, ging von einer grundlegenden Prämisse aus: der Befreiung von Land durch den Staat. 1996 hob die damalige Regierung die Unterscheidung zwischen „planmäßigem Land zur Bebauung“ und „außerplanmäßigem Land“ aus dem Landesgesetz auf. Das war der Ausgangspunkt, und es bedeutete ein reichhaltiges Angebot an Land, das die Produktionskosten senkte.

Das Angebot wurde von billigen Arbeitskräften begleitet, die durch die aufeinanderfolgenden Beschäftigungskrisen in den zehn Jahren 1985-1995 eingeklemmt war und durch die Ankunft von Wanderarbeitern reaktiviert wurden, die zur besseren Ausbeutung illegal festgehalten wurden.

Mit diesem lockruf wurde akkumuliertes Kapital angezogen, das angesichts der Aussicht auf die Umstellung auf den Euro vor einem Aufwertungsprozess durch den historisch produktivsten (und zerstörerischsten) Sektor des Landes stand. Angesichts des Geldzuflusses sank der Preis, und die Kreditbedingungen der Finanzinstitute wurden flexibler, so dass die Verschuldungsraten der privaten Haushalte berücksichtigt werden konnten, vor denen die BBVA bereits 2003 in ihrer Studie über den Immobilienmarkt gewarnt hatte – wobei sie erstmals den Begriff „Immobilienblase“ verwendete.

Die von Marx geprägte Formel W-G-W´ (wobei G in diesem Fall die Produktion und der An- und Verkauf von Immobilien war) kam in den Jahren 1996 bis 2008 dem idealen W-W‘ nahe und verbreitete sich in einer großen Zahl von Kleinkapitalien, die sich an dem spekulativen Prozess des Wohnungsbaus beteiligten.

So kam es zu dem Effekt der Wertsteigerung im Bausektor, der Jahr für Jahr paradoxe Daten hervorbrachte: Je schneller Land gebaut und für diesen Zweck umqualifiziert wurde, desto teurer war das Endprodukt und desto mehr Schulden waren nötig, um es zu erhalten. Die Ursachen für diesen Anstieg der Wohnungspreise, die je nach Zeitraum zwischen 16% und 13% lagen, waren weder die Verfügbarkeit von Land (das vor allem an der Levanteküste reichlich vorhanden und völlig zerstörerisch war); noch die Erhöhung der Löhne (die relativ gesehen praktisch konstant blieb und absolut gesehen reduziert wurde); noch die Preise für Materialien (die immer billiger und von geringerer Qualität waren); noch der Preis für Geld.

Die Zusammensetzung des Endpreises von Wohnungen wurde größtenteils den verschiedenen am Warenverkehr beteiligten Akteuren überlassen: Immobilienagenturen, Beratungsfirmen, Notare, Grundbuchämter und vor allem die große Gewinnspanne, die das akkumulierte Kapital aus den Investitionen in diesem Sektor erzielte.

Auf diese Weise wurden die Gruppen, die heute den Diskurs „der Krise“ reproduzieren, während sie das angesammelte Geld aus dem Umlauf nehmen – dafür sind die berühmten 500-Euro-Scheine gut geeignet – schnell bereichert, so dass ein großer Teil derjenigen, die auch auf Roulette setzen, ohne die ihnen zugewiesene Rolle im Spiel verstehen zu wollen, übrig blieb.

Daher reagiert die „Wirtschaftskrise“ auf die Perspektive bestimmter Gruppen an der Macht, die weniger gewinnen – dass ihr Geld weniger abwirft -, was sich sehr von der Auffassung unterscheidet, dass es sich dabei um ein Verhängnis handelt, zu dem alle durch das Vorhandensein eines negativen Spektrums getrieben werden, das Unternehmen, die gestern noch riesige Gewinne erzielten, in den Bankrott treibt. Kurz gesagt, die wirtschaftliche Rezession spricht das Bedürfnis einiger gut positionierter Gruppen an, ihren Lebensstandard und Komfort zu erhalten, und verlagert das Problem der Wertschöpfung in Richtung der unteren Einkommensgruppen: Es wird notwendig sein, mehr zu arbeiten, um weniger zu erhalten. Wie wir sehen, ist dies kein Ausnahmeszenario im Kapitalismus, sondern eher sein normales Funktionieren; das Außergewöhnliche ist die vorangegangene Periode der wilden Akkumulation.

Es muss gesagt werden, dass in dem Maße, in dem viele Menschen bestimmte Bedürfnisse und Lebensstandards als ihre eigenen angenommen haben, sie in stärkerem Maße an den Auswirkungen der Rezession beteiligt sein werden. So werden viele, die ihren Plasma-Fernseher gekauft haben, sehen, wie sie weiterhin die Raten für ein Gerät bezahlen, das sie bei jedem Einschalten daran erinnert, wie „die Krise“ sie in die Gosse treibt, während andere mit Champagner anstoßen. Einige werden weiterhin die Raten für ihr hochmodernes Auto bezahlen, während sie sich selbst nicht in der Lage sehen, das Benzin zu bezahlen und das Paradoxon, keine Arbeit zu haben, zu der sie damit reisen können.

Aber sie werden nichts tun können, um es zu verhindern, denn „die Wirtschaftskrise“ für die Situation verantwortlich zu machen, ist dasselbe wie der Glaube an das Böse Auge oder die Jungfrau von Macarena. Sie werden auf verschiedene Weise – alle Rituale, alle nutzlos – die unmittelbaren Folgen der Situation angreifen, ohne jedoch die Ursachen überhaupt zu verstehen.

Die Antwort auf diese Verwirrung besteht darin, dass die Fernsehnachrichten die Arbeitslosenzahlen mit einem alarmierenden Ton herausschreien können und eine Minute später, ohne eine Lösung der Kontinuität, fröhlich über die Eröffnung einer Luxusautomesse mit einer erfolgreichen Beteiligung berichten. Sie erzählen mit einer fatalistischen Geste von der bevorstehenden Schließung einer Fabrik, die den Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen bedeutet, und dann erzählen sie von der Gründung einer Bekleidungsfirma, die Designer-Weltallanzüge in Umlauf bringt, in Erwartung der bevorstehenden Weltraumreisen, die einige Leute fordern, weil sie nicht wissen, wofür sie ihr Vermögen verschwenden sollen.

Was ist das für eine „Krise des Kapitalismus“, die nicht zum sozialen Bankrott führt? Antwort: Es ist eigentlich die allgemeine Krise der Fähigkeit, kritisch zu denken. Es handelt sich um eine psychische Krise, die sich in einer Krisenmentalität ausdrückt, die letztendlich das legitimiert, was sie anzugreifen versucht.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die wirtschaftliche Rezession keine wirklichen Folgen hat. Betriebsschließungen, Massenentlassungen und Vertreibungen sind greifbare Folgen, die immer diejenigen treffen, die in der Kette der Abhängigkeit von der Industriegesellschaft eine schwächere Position haben. Das Gespenst der Krise ist in all jenen Menschen verkörpert, die nur auf ihre Arbeit zählen, um zu überleben, und das auf immer härtere Weise. Man würde erwarten, dass diese Leute diejenigen sind, die einen sozialen Zusammenbruch herbeiführen.

Dies ist jedoch nicht der Fall, egal wie viel linker Voluntarismus es gibt. Und das geschieht nicht, weil diese Menschen gezwungen sind, den Herrschaftsapparat zu verteidigen, aus dem einfachen Grund, dass es die Produktion von Herrschaft selbst ist, die ihr Überleben ermöglicht.

Die Arbeitsteilung hat es unmöglich gemacht, auch nur daran zu denken, unsere Bedürfnisse auf andere Weise als durch Lohnarbeit und Konsum zu befriedigen. Der räuberische Entwicklungsalismus (A.d.Ü., Entwicklung verstanden als eine selbstständige Ideologie) der meisten Industrieländer hat jede Form der selbstregulierten Gemeinschaft verschwinden lassen, die sich dem Modernisierungsprozess widersetzen konnte. Schließlich scheint die durch den Fortschritt der technisierten Gesellschaft verursachte Enteignung viele Menschen unfähig gemacht zu haben, mit einem Minimum an Klarheit zu denken.

Aus diesem Grund bleibt die Interpretation „der Krise“ in den Händen von Spezialisten und Experten, die auch nicht in der Lage sind, alle Schlussfolgerungen aus dem zu ziehen, was vor unserer Nase geschieht, und sich für eine Flucht nach vorn entscheiden und mit Vorschlägen ins Rampenlicht springen, die immer mehr von der Realität abgekoppelt sind.

Mit dem Aufzwingen der Krisenmentalität eröffnet sich die Möglichkeit, dass die Techniker beginnen, ihre „Lösungen“ vorzuschlagen. Die Vorschläge sind bekannt und könnten wie folgt zusammengefasst werden: eine Intensivierung der Ausbeutung und eine Annäherung an die Ideen von Fortschritt und Entwicklung. Die Opfer des „Kriegs gegen die Krise“ sind bereits bekannt, auf welcher Seite sie auftreten werden. Aber dies zu wissen, löst das Problem nicht.

Die Abhängigkeit und die Annahme der Bedürfnisse anderer Menschen als die eigenen (das falsche Bewusstsein) verhindern, dass etwas klarere Lesarten gehört werden und Analysen wie die des ICEA (Instituto de Ciencias Económicas y de la Autogestión – Institut für Wirtschaftswissenschaften und Selbstverwaltung) revolutionär werden.

4) Dass in einer angeblich „radikalen“ sozioökonomischen Analyse zu lesen ist: „Dass die Produktivität [bezieht sich auf den Rückgang des BIP] stimuliert werden könnte, wie wir zuvor durch Unternehmensinvestitionen in Investitionsgüter und Technologie gesehen haben“, gibt das Maß dafür an, welche Art von Kritik als revolutionär gilt, die sicherlich die besten Absichten beherbergt, ohne jedoch praktisch nichts von dem zu verstehen, was geschieht.

An diesem Punkt zu behaupten, dass eine Produktivitätssteigerung durch Forschung und Entwicklung die notwendige Voraussetzung für eine spätere gesellschaftliche Umverteilung der Gewinne sei, grenzt an das Absurde. Dies gilt umso mehr, wenn ihre Autoren behaupten, dass ihre „Lesart der Krise“ libertär ist.

Wenn sie Recht haben, wenn sie die staatlichen Infrastrukturausgaben als Mittel zur Wiederbelebung von Bauunternehmen und zur Aufrechterhaltung ihrer Gewinnspanne anprangern, dann liegen sie in der nächsten Zeile falsch, wenn sie argumentieren, dass eine „Erhöhung der öffentlichen Beschäftigung im Bereich der sozialen Dienste“ wichtiger wäre. Wenn sie behaupten, dass das Endziel ihrer Analyse die Selbstverwaltung des Produktionsapparates und das Verschwinden des Staates sei, ist nicht ganz klar, dass sie empört sind, weil „es keinen angemessenen Schutz der Regierung gegenüber den am meisten benachteiligten sozialen Schichten zu geben scheint“.

Durch die Vermischung einer sozialdemokratischen Kritik an der kapitalistischen Wirtschaft und der libertären Flämmchen der Selbstverwaltung ist der daraus resultierende Mischmasch weder eine ernsthafte Analyse der Gesellschaft, in der wir leben, noch ein Vorschlag für konkrete Maßnahmen. Sie bewegt sich eher zwischen einem Einstiegshandbuch für Wirtschaft und einer veralteten Broschüre. Nichts in ihrer Analyse lässt eine Kritik an den Grundlagen vermuten, die die kapitalistische Gesellschaft – sei es in Zeiten der Rezession oder der Expansion – bestehen lassen, weil sie den Fetisch des wirtschaftlichen Fortschritts und der Entwicklung der Produktivkräfte akzeptiert haben, um dann mit den notwendigen Maßnahmen für eine gerechtere Umverteilung zu spekulieren, die natürlich durch eine „Arbeiter- und soziale Selbstverwaltung“ (?) geht.

Indem sie keine Zweifel an den materiellen Grundlagen aufkommen lassen, die sowohl die Perioden der Akkumulation von Mehrwert als auch die Inflationskrisen ermöglichen, vergessen sie immer wieder die sehr wichtige Rolle, die zum Beispiel die Verfügbarkeit von billigem Öl für die Entwicklung des Kapitalismus in diesen letzten hundert Jahren gespielt hat. Deshalb versäumen sie zu erwähnen, dass die zunehmende Enteignung, zu der die Konsolidierung einer industrialisierten Welt geführt hat, jeden Vorschlag zur Wiederaneignung eines Produktionsapparates, der in vielerlei Hinsicht auch für die Zerstörung der sozialen und ökologischen Grundlagen, aus denen er entsteht, verantwortlich ist, sehr schwierig macht.

Ihre „Vorschläge“ entbehren jeder Grundlage, denn das erste, was sie ignoriert haben, ist die Realität, die sie zu verändern versuchen. Sie können sie also sehr wohl auf so vielen Ebenen präsentieren, wie sie wollen – „reformistische, fortschrittliche und fortschrittlich-revolutionäre Maßnahmen“ [sic] -, was sie nicht operativer macht.

Es ist sehr schwierig, diesen „Analysen“ und den daraus resultierenden Konsequenzen zuzuhören, ohne daran zu denken, dass es in der Sozialkritik etwas gibt, das von Grund auf überprüft werden muss; und dass die Zauberlehrlinge im „Krisen“-Diskurs eine perfekte Rechtfertigung für die Wiederholung ihrer Litaneien – Arbeiterführung, Versammlungssyndikalismus, Selbstverwaltung – gefunden haben und hoffen, dass sich die Realität ihren Wünschen anpasst.

Das Prinzip der Realität ist das erste Opfer dieser psychischen Krise, und das ist die erste Hürde, die es zu überwinden gilt, um das verdammte Wort „Krise“ ein für allemal loszuwerden und die Dinge beim Namen zu nennen.

Anarchistische Publikation, Ekintza Zuzena nº37, 2010

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