Schwarzer Pfeil: Alles hat ein Ende

quelle: schwarzerpfeil.de

Was ursprünglich nur als kurze Pause gedacht war, ist aufgrund kürzlicher Vorkommnisse nun dauerhaft. Der Bogen bricht. Aber jedes Ende kann auch der Beginn von etwas Neuem sein.

Anmerkung: Der Beitrag wurde von unserer Gefährtin Elany verfasst — die Gründe klären sich im Laufe des Beitrags

Über Klagen, Repression und Abschiede

Im Herbst kam es zur ersten Copyright-Streitigkeit, da wir bei Übersetzungen auch stets die Bilder übernehmen. Für ein „geklautes“ Foto wurden wir schließlich zur Kasse gebeten. Mithilfe eines Anwalts konnte die ursprüngliche Forderung etwas gemindert werden, die Sache wurde als „Shit happens“ verbucht und schließlich beglichen. Im Dezember ging das Ganze in die zweite Runde. Unter Tausenden von Fotos finden die geldgeilen Säcke eine Kopie des Fotos auf dem Server und es kommt nun zur Klage. Und diese Forderung kann, broke wie wir sind, nicht einfach mal beglichen werden. Ein*e Gefährt*in wies uns darauf hin, wir sollten nicht sämtliche Einnahmen von den Büchern spenden, sondern auch etwas für uns zurücklegen, aber wir wollten nicht hören (siehe ganz unten, wenn du unterstützen möchtest und kannst).

Gleichzeitig meldet sich unsere Gefährtin, die seit einiger Zeit in Polen ist, dass sie dort bleiben und definitiv keine Zeit mehr für den schwarzen Pfeil finden wird — die Unterstützungsarbeit von Geflüchteten an der Grenze und Aktivist*innen, die aufgrund dieser Tätigkeit mit staatlicher Repression konfrontiert sind, ist bereits zu kräftezehrend. Eine weitere Gefährtin kündigt an, dass sie im Januar 22 „zurück in die Heimat“ kehren wird. Dass Gefährt*innen die Vereinigung verlassen, immer in Kombination mit der Suche nach Perspektive in anderen Ländern, ist nichts Neues hier. Es gab auch stets Neuzugänge, so wie ich es auch mal war.

Ab hier entschieden wir uns eine kurze Pause einzulegen, um einerseits auf die Klage zu reagieren und andererseits die Ressourcen darauf zu verwenden die bereits angekündigten Bücher fertigzustellen. Das Buch „Wild & Queer“ musste dennoch auf den Januar verschoben werden, denn es sollte genau so umfangreich wie „Schwarze Saat“ werden. Zwischenzeitlich wurde „Indigene Anarchie gegen linke Gespenster“ fertiggestellt — nur leider bis zum heutigen Tag noch an niemanden ausgeliefert, da es in der Druckbranche aufgrund der Pandemie momentan einen krassen Papiermangel gibt und es daher zu erheblichen Verzögerungen kommt.

Über die Feiertage — wir bereiten bereits die volle Wiederaufnahme vor — sollte es schließlich anders kommen. Eine Person aus unserer Vereinigung wird mit polizeilicher Repression konfrontiert. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können dazu keine Einzelheiten genannt werden, außer dass es indirekt mit der Tätigkeit beim schwarzen Pfeil zusammenhängt.

Es trifft die selbe Person, welche auch bereits die Copyright-Klage erhalten hat. Und zudem seit längerer Zeit mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen hat und bereits selbst mit dem Gedanken gespielt hat eine zumindest längere Pause einzulegen, wollte mich aber nun auch nicht alleine lassen und warten, bis es wieder Neuzugänge gibt. Denn für mich stand immer fest: Ich mache weiter, egal was kommen wird.

Der Nachteil wird zum Vorteil

Beim Vertrieb von Büchern war es ein Nachteil, dass wir alle an unterschiedlichen Orten leben, der Hauptgrund wieso wir auf eine kommerzielle Druckerei zurückgreifen. Dieser Nachteil wird nun zum Vorteil — denn die Repression betrifft „nur“ eine Person. Und nachdem ich kürzlich jemanden kennengelernt habe, welche mit mir weitermachen möchte, kann die Person sich nun um die eigene Gesundheit kümmern. Selfcare hat Vorrang.

Der Name Schwarzer Pfeil ist aber Geschichte, auch wenn der Name für mich sicher sehr passend ist, so als Schwarze Bogenschützin. Doch der Name ist bereits mit dem Namen einer Person und Repression verbunden, zudem bin ich auch einfach zu broke um jedes Jahr 70€ für Domain und Webhosting zu zahlen. Daher geht es für mich, und die neue Flamme an meiner Seite, auf FERAL FIRE weiter. Ursprünglich als englischsprachiges Projekt gedacht, nutze ich die Webseite nun doch auf andere Weise.

Die Domain Schwarzer Pfeil mitsamt der ganzen Beiträge wird bald gelöscht. Etwas mehr als die Hälfte aller Beiträge wurden auf Feral Fire übernommen. Besonders viele Beiträge aus dem Jahr 2020, als es noch den Einheitsquatsch von „ein Mag für alle Farben des Anarchismus“ gab, sind es aber nicht wert gerettet zu werden (oder passen einfach thematisch nicht zur Ausrichtung von FF). Auch auf FF können noch Beiträge eingereicht werden — aber die Qualitätsansprüche sind deutlich strenger.

Die Social Media Accounts werden bald umgewandelt. Warum auch wegwerfen und bei Null beginnen? Wer mit der Richtung von FF nicht warm wird, kann auch einfach entfolgen.

Was wird aus den Büchern?

Da FF in der Schweiz ansässig ist, können auch keine Bücher versendet werden. Die Person, welche sich hier bisher um die Bücher gekümmert hat — die selbe Person, welche mit der Klage, Repression und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat — wird zumindest noch offene und eingehende Bestellungen bearbeiten. Ansonsten gibt es „Schwarze Saat“ auch bei Black Mosquito, „Indigene Anarchie gegen linke Gespenster“ bald auch. Das Werk „Wild & Queer“ wird hier allerdings nicht mehr fertiggestellt. Diejenigen, die bereits ein Exemplar bestellt haben, werden in Kürze kontaktiert, um entweder ein anderes Buch zu erhalten oder natürlich Geld zurück. Ein ganz so großer Verlust ist es aber nicht: beim Maschinenstürmer Distro gibt es zB ganz frisch „Wild gewordene Queers“ und „Gegen den vergeschlechtlichten Alptraum“. Eine andere Gruppe arbeitet an der kompletten Übersetzung von Bash Back! (Siehe etwa den Beitrag Kriminelle Intimität — ein Beitrag von Bash Back!, der auch in „Wild & Queer“ erschienen wäre).

An Büchern werde ich weiterhin arbeiten. Wie diese veröffentlicht werden, kann ich allerdings noch nicht sagen. Vielleicht auch nur als Online-Veröffentlichung.

Buch- und Infoläden, die hier bereits einige Male bestellt haben, können sich melden und erhalten die Druckdateien der bereits fertiggestellten Bücher und können entweder selbst bei der Druckerei bestellen oder auch selber drucken.

Unterstützung bei der Klage

Kommen wir zum Schluss: Wer bei der Klage finanziell unterstützen kann und möchte, kann sich unter schwarzerpfeil@riseup.net melden. Es gibt auch noch einen Karton voll Aufklebern (siehe hier), die seit einiger Zeit zu den Büchern mitgeschickt werden. Diese werden stapelweise mit Gewinn abgegeben um damit nun die Kosten für die Klage zumindest etwas zu decken.

Happy new fear! Wir sehen uns auf den Barrikaden und 2022 auf FERAL FIRE!

 

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