Posts Tagged ‘Koridallos Gefängnis’

(Athen) Verhandlung über den Fluchtplan der “Verschwörung der Feuerzellen” – Erklärung vor Gericht von Athena Tsakalou

Donnerstag, Juli 21st, 2016

(gefunden auf: de-contrainfo.espiv.net)

Die folgende Erklärung ist von Athena Tsakalou (die Mutter von den anarchistischen “Verschwörung der Feuerzellen” Gefangenen Christos Tsakalos and Gerasimos Tsakalos), die Ende Juni 2016 im Koridallos – Gefängnis von ihrem Verteidiger vorgelesen wurde, während die Verhandlung über den Fluchtplan noch im Gange war.

tree_prisonIch habe mich dagegen entschieden zu schweigen,,obwohl es mir in vielen Fällen zum Ausdruck gebracht wird, weil jeder Schweigen so interpretiert, wie es ihm gerade passt. Ich bevorzuge es, diese persönlicher Erklärung abzugeben, weil ich nirgendwo hingehöre; Ich gehöre nur mir selbst.

Es kommt ein Moment, an dem du auf die Jahre deines Lebens zurückblickst und realisierst, dass dir noch weitaus weniger Jahre bleiben, als du bisher gelebt hast (wenn alles gut geht). Und das ist ein seltsames, aber intensives Gefühl, was von mir einfordert, aufrichtig zu sein. Nicht auf die einfache Art, auf die wir oft darüber nachdenken, sondern auf eine essenzielle, tiefere Art.

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Koridallos Gefängnis, Athen: Zusammenfassung der Strafen im Fall des Fluchtplans der Verschwörung der Feuerzellen

Mittwoch, Juli 20th, 2016

(gefunden auf: de-contrainfo.espiv.net)

HammerHand

Am 8. Juli 2016 hat das Gericht des Koridallos Gefängnisses, (mit der Vorsitzenden Spezialrichterin Asimina Yfanti) alle Mitglieder der anarchistischen Organisation Verschwörung der Feuerzellen schuldig gesprochen. Sie wurden beschuldigt einen Sprengsatz am Finanzamt von Koradillos platziert zu haben, eine Paketbombe an die Polizeistation in Itea geschickt (als Vergeltung für den Mord and dem Insassen Ilir Kareli durch Gefängniswärter); eine Briefbombe an die Adresse von Dimitris Mokkas (spezieller Berufungsrichter gegen Terrorismus) gesendet; den bewaffneten Ausbruch aus dem Koridallos Gefängnis geplant  (sogenanntes “Gorgopotamos Projekt ”); und Schusswaffen, Sprengstoffe und Panzerabwehr-RPGs zum Zweck der Störung des “sozialen, ökonomischen und politischen Leben des Landes“ besessen zu haben. Zudem, in Bezug auf diese Anklagepunkte, wurden sie aufgrund „Führung einer terroristischen Organisation“ und Aufstachelung (moralische Anstiftung) für vier versuchte Tötungsdelikte verurteilt.

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Griechische Gefängnisse: Updates zum Hungerstreik des anarchistischen Gefangenen Nikos Romanos

Dienstag, November 18th, 2014

(gefunden auf: de.contrainfo.espiv.net)

Ein Arzt, der den Genossen am Donnerstagmorgen, den 13. November – am vierten Tag seines Hungerstreiks – im Gefängnis in Koridallos untersuchte, berichtet, dass der 21jährige Nikos Romanos 3,2 kg Körpergewicht verloren hat und intensive Schwäche und Müdigkeit empfindet, selbst nach sehr geringen Anstrengungen wie der Gang von der Zelle zur Krankenstation. Sein Blutzuckerspiegel (per Fingerpunktion gemessen) lag bei 64.

Zwischen dem 13. und 14. November enthielten sich 75 Gefangene des E-Flügels des Männergefängnisses in Koridallos der Nahrung in Solidarität mit ihrem Mitinsassen Romanos.

Genossinnen und Genossen der solidarischen Versammlung in Athen, die speziell für diese Sache organisiert wurde, gaben die Information, dass der Vernehmungsbeamte, Eftihis Nikopoulos, den Antrag auf Romanos seit dem September 2014 zustehenden Bildungsurlaub formell abgelehnt hat. Vor dem Hungerstreik hatte derselbe Vernehmungsbeamte behauptet, nicht kompetent sei, in dieser Sache zu entscheiden, am Donnerstag jedoch benachrichtigte er die Gefängnisleitung über den abschlägigen Bescheid über den Antrag des Genossen.

Am 19. November um 18:00 Uhr wird es eine weitere Versammlung im Gini-Gebäude des Polytechnikums in Athen geben. Solidarische Menschen werden die Gelegenheit haben, direkt per Telefonschaltung vom gegenwärtigen Kampf des Anarchisten Nikos Romanos zu hören.

Griechische Gefängnisse: Anarchistischer Genosse Nikos Romanos erklärt Hungerstreik ab 10. November 2014

Freitag, November 14th, 2014

(gefunden auf: de.contrainfo.espiv.net)

ANKÜNDIGUNG DES HUNGERSTREIKS

Ersticken für einen Atemzug Freiheit.

Im vorigen Frühling beteiligte ich mich vom Gefängnis aus an Aufnahmeprüfungen verschiedener Universitäten und wurde an einer Fakultät in Athen angenommen. Ihren Gesetzen entsprechend habe ich seit September 2014 das Recht auf Bildungsurlaub, um ab dem Beginn des Semesters regelmäßig an Lehrveranstaltungen teilnehmen zu können.

Wie erwartet trafen meine Anfragen hierfür auf taube Ohren, was mich dazu bringt, meiner Forderung nach Hafturlaub Nachdruck zu verleihen, indem ich meinen Körper als Barrikade benutze.

An dieser Stelle scheint es mir notwendig, meine fundamentalen Beweggründe zu erläutern, um den Kontext meiner Entscheidung zu zeigen.

Gesetze werden, außer Instrumente zur Kontrolle und Repression zu sein, auch dafür angewendet, Gleichgewichte – auch Sozialverträge genannt – aufrechtzuerhalten, sozio-politische Wechselbeziehungen wiederzugeben und teilweise dafür, bestimmte Positionen für die Führung des sozialen Krieges zu bilden.

Deswegen möchte ich meine Entscheidung so deutlich wie möglich machen: Ich verteidige nicht ihre Legitimität; im Gegenteil, ich verwende das politische Mittel der Erpressung, um Atemzüge der Freiheit aus den vernichtenden Bedingungen der Einkerkerung zu gewinnen.

An dieser Stelle kommt die Frage auf, was unsere Forderungen in Gefangenschaft betrifft. Es sollte als selbstverständlich gelten, dass es unter solchen Bedingungen immer Widersprüche gegeben hat und geben wird. Beispielsweise als wir uns, obwohl wir fanatische Feinde aller Gesetze sind, an dem massiven Hungerstreik der Gefangenen gegen das neue Gesetz für Hochsicherheitsgefängnisse beteiligt haben. Viele Genossen haben in ähnlicher Weise über ihre Haftbedingungen verhandelt (gegen „rechtswidrige“ Untersuchungshaft, gegen Leibesvisitation, für den Verbleib in einem bestimmten Gefängnis) und ihren Körper als Barrikade benutzt, und es ist eine gute Sache, die sie gemacht haben.

Dann kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass wir unter solchen Umständen oft gezwungen sind, in einen strategischen Krieg der Positionen zu treten, was in unserer Situation ein notwendiges Übel ist.

Schon im Titel dieses Textes habe ich den politischen Charakter meiner Entscheidung angegeben, was die Möglichkeit einer neuen Kampffront eröffnet, jetzt, da wir alle uns an einem sehr kritischen Punkt befinden.

„Poesie ist die Kunst, die bleibt. Sie ist weiterhin unbezwungen, wenn schon alle Diskurse der Ordnung des Substanzlosen unterworfen sind; wenn jedes Wort sorgfältig desinfiziert und dekoriert ist, einer Marquise am Hof gleich, die mit dem Prinzen im Bett landet, so unheimlich ihr das auch scheinen mag, die sich anständig gibt und behauptet, Tugenden zu besitzen, die sie schon längst verloren hat im Sumpf von Kompromiss und Prostitution. Poesie ist inkompatibel oder sie ist keine.“ (Jean-Marc Rouillan)

Genossinnen und Genossen, wir sind jetzt schon seit geraumer Zeit eingemauert. Von den Polizeiblockaden und Antiterror-Pogromen bis zu den Vorständen der Wirtschaftswissenschaft, die jene auslöschen, welche nicht in ihre Statistiken passen; von den griechischen Industriellen, die sich gegen den Angriff multinationaler Giganten durch die Unterstützung des Spätsozialismus der Syriza-Partei wehren, bis zum Ausnahmezustand, in dem Politiker das Kostüm der Ultra-Patrioten anprobieren, allzeit im Dienst für das Wohl des Landes; von den Bullen und der Armee, deren Waffen und Ausrüstung auf dem neuesten Stand sind, um Rebellionen zu unterdrücken, bis zu den Maximumsicherheitsgefängnissen.

Lasst uns die Dinge beim richtigen Namen nennen: was der Staat sich zunutze macht, ist nichts anderes als die Passivität, die sich als Normalzustand etabliert hat.

Bald wird es zu spät sein, und die Macht wird ihren Zauberstab halten und nur mit jenen ein Nachsehen haben, die unterwürfig vor ihrer Allmacht knien.

Das System sieht eine Zukunft vor, in der Revolutionäre in „Intensivbehandlungen“ von „Korrektionsanstalten“ lebendig begraben und früher oder später körperlich, seelisch und moralisch zerstört sind.

Ein innovatives Museum menschlichen Horrors, in dem lebende Ausstellungsstücke gezeigt werden mit Schildern um den Hals: „Ein zu vermeidendes Beispiel“, und in dem alle sadistischen Absichten der Macht an menschlichen Versuchskaninchen getestet werden.

Jede und jeder kann eine Antwort auf Dilemmas vorschlagen und eigene Entscheidungen treffen. Entweder Zuschauer in abgeschiedenen Sesseln, die ein kastriertes Leben führen, oder Akteure der Ereignisse, die den Lauf der Geschichte bestimmen.

*

In jener Nacht hielten wir den Blick auf den Horizont gerichtet und sahen viele Sternschnuppen, die ihre eigenen chaotischen Bahnen zogen. Und wir zählten sie wieder und wieder, wir wünschten uns etwas, wir rechneten uns die Chancen aus. Wir wussten, dass unser Wunsch nach einem freien Leben über all das hinwegsteigen musste, was uns unterdrückt, uns ermordet, uns zerstört, so tauchten wir ins Leere genau so wie die Sternschnuppen, die wir beobachtet hatten.

Seitdem sind unzählige Sterne gefallen; vielleicht ist es an der Zeit, dass unser Stern fällt, doch wer weiß? Wenn wir vorgefertigte Antworten parat hätten, wären wir nicht zu dem geworden, was wir sind, sondern zu selbstsüchtigen Bastarden, die anderen Menschen beibringen, wie sie zu Nagetieren werden, die sich gegenseitig auffressen, so wie es heute normal ist.

Wenigstens sind wir immer noch unversöhnlich und haben einen starken Willen wie die Leute unseres Schlags. Und jene von uns, die ihre Augen im Schmerz geschlossen haben und weit gereist sind, halten auch weiterhin ihren Blick fest auf den Nachthimmel gerichtet, den wir beobachteten. Und sie sehen uns zu, wie wir fallen, schöne und leuchtende Sterne. Jetzt sind wir an der Reihe. Jetzt, ohne zu zögern, fallen wir.

Ich trete am Montag, den 10. November 2014 in Hungerstreik. Keinen Schritt zurück, mit Anarchie für immer in meinem Herzen.

Verantwortlich für jeden Tag des Hungerstreiks und was immer von diesem Punkt an geschieht, ist die Gefängnisleitung, vor allem der Staatsanwalt Nikolaos Poimenidis, der Direktor Charalambia Koutsomichali und Assistent der Sozialarbeit.

SOLIDARITÄT HEISST ANGRIFF

PS. An alle Sessel„kämpfer“, professionelle Humanisten, „sensitive“ Intellektuelle und spirituelle Persönlichkeiten, im voraus: Und Tschüss!

Nikos Romanos
Dikastiki Filaki Koridallou, Ε Pteryga
(Haftanstalt Koridallou, Ε-Flügel)
18110 Koridallos, Athen, Griechenland
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gr, en, es, pt, fr, tr, it

(das Zitat stammt aus Rouillans „Lettre à Jules“)